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Wie der WM-Sieger Ronald Verch Ernährungswissenschaften und Hochleistungssport zusammenbringt
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Als Ronald Verch zum ersten mal in ein Kanu stieg, da war er gerade mal acht Jahre alt. Sein älterer Bruder hatte ihn damals mit zum Kanuclub Potsdam (KC-Potsdam) genommen. Heute ist der 24-jährige Student der Uni Potsdam Gewinner der Kanu-WM in Poznan (Polen). Dort hat er im August die Goldmedaille im 5000-Meter-Einer-Canadier gewonnen (PNN berichteten). Gerechnet hatte er damit nicht – aber daran geglaubt. „Es war natürlich eine sehr lange Strecke, aber zugleich eine Herausforderung meine Ausdauerstärke auszuspielen“, erzählt er.
Der gebürtige Potsdamer studiert an der Universität Potsdam im siebten Semester Ernährungswissenschaften. Warum er nicht Sportwissenschaften studiert? Seine Antwort klingt einleuchtend. Er habe schon immer Interesse an Ernährung gehabt. Und dann war da noch der Sporttest zur Aufnahme in Sportwissenschaften. „Turnen an Geräten war noch nie meine große Stärke und damit hätte mir der Sporttest sicher einen Strich durch die Rechnung gemacht“, so Verch. Trotzdem gehören für den Studenten Sport und Ernährung zusammen und der Studiengang hilft ihm so bei der Unterstützung zur gesunden Ernährung vor Wettkämpfen. „Vor Wettkämpfen achte ich sehr auf meine Ernährung, auch wenn es nicht immer leicht fällt“, sagt er.
Eigentlich führt Ronald Verch ein normales Studentenleben. Der Sport spielt zusätzlich eine große Rolle für ihn. Und es gibt noch einen Unterschied zu den meisten Kommilitonen: Mit seinen 24 Jahren ist er bereits Vater eines bald zweijährigen Sohnes. Tagtäglich muss er sich selbst disziplinieren um Uni, Training und Familie unter einen Hut zu bekommen. Sein Tagesplan der letzten Wochen ließ nicht viel Zeit zum Verschnaufen. Sechs Tage die Woche Training: Um 6.30 Uhr Beginn, dann 8.45 Uhr in die Uni zur Vorlesung, danach eine Mischung aus Vorbereitungen für die Uni und Sport und Abends immer schnell nach Hause, um noch etwas von der Familie mitzubekommen. Dazwischen kamen noch Trainingslager und Wettkämpfe dazu. „Die Doppelbelastung aus Uni, Sport und meiner kleinen Familie ist nicht immer leicht, doch meine Freundin unterstützt mich, sie hält mir den Rücken frei und kümmert sich toll um unseren kleinen Mann“, sagt er.
Auch die Universität Potsdam hat den jungen Sportler immer tatkräftig unterstützt. Die Hochschule sei sehr kooperativ gewesen und sei stolz auf den sportlichen Erfolg ihrer Studenten, sagt Ronald Verch. „Professoren haben schon mal eine Klausur für mich verschoben, und auch meine Kommilitonen haben mir Mitschriften gegeben.“ Besonders erwähnt er Professor Gerhard Püschel, Leiter des Studiengangs Ernährungswissenschaften. „Er hat viel geholfen und viel möglich gemacht, wenn es mal geklemmt hat“.
Im September hatte der sportliche Student erst einmal frei und konnte sich etwas erholen. Ab Oktober nun geht es wieder los, dieses Mal mit eisernem Willen beim Studium, er wird beginnen seine Bachelorarbeit zu schreiben. „Nach dem ganzen Sport freue ich mich schon darauf“, sagt er. Die Arbeit wird das Thema „Ernährung in Gewichtsklassen abhängiger Sportarten“ zum Thema haben, sie wird Teil einer Studie der Universität sein. Nach dem Bachelor will Ronald Verch sein Studium zunächst unterbrechen und ab Januar 2011 für zwei Jahre als Sportsoldat bei der Bundeswehr in Frankfurt/Oder arbeiten. Dort wird er für die Sportfördergruppe bei der Bundeswehr arbeiten. So könne er seinen Sport auf hohem Niveau ausüben, erwartet er. Daneben will er weiter für den KC-Potsdam aktiv bleiben.
Auch der Universität will er nicht den Rücken zukehren. Nach seiner Zeit als Sportsoldat möchte er den Master in Ernährungswissenschaften absolvieren. „Ich fühle mich hier sehr wohl und den Master mache ich auf jeden Fall an der Uni Potsdam“, erklärt er. Seine Freundin will zum Wintersemester Jura studieren, auch an der Uni Potsdam. Dass Roland Verchs kleiner Sohn nun in den Kindergarten gehen kann, hat auch etwas mit der Unterstützung der Hochschule zu tun. „Den Kindergartenplatz haben wir über das Studentenwerk bekommen, es standen nur fünf Plätze zur Verfügung“. Ob er sich später für Sport oder Ernährungsforschung entscheiden wird, weiß er noch nicht genau. Vielleicht verbindet er auch beides. Sicher ist er sich jedoch darin, dass er weiterhin Hochleistungssport betreiben will. Lisa-Marie Junglen
Lisa-Marie Junglen
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