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Landeshauptstadt: Eine Frage der Sicherheit

Die Pro Potsdam bezweifelt, ob man Selbstmörder daran hindern kann, von Hochhäusern zu springen

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Die kommunale Pro Potsdam sieht derzeit keine Möglichkeit, ihre Plattenbau-Hochhäuser so zu abzusichern, dass Selbstmörder von diesen nicht mehr springen können. Das sagte Pro-Potsdam-Sprecherin Jessica Beulshausen am Freitag auf PNN-Anfrage.

Wie berichtet hatte es in den vergangenen drei Monaten drei Selbstmorde in der Landeshauptstadt gegeben, bei denen zwei Männer und eine Frau in den Tod gesprungen sind. Nach dem ersten Vorfall – ein 26-jähriger Berliner war Anfang November von einem 16-geschossigen Hochhaus am Schlaatz gesprungen – hatte Hauptkommissar Udo Häusler von der Potsdamer Polizei den PNN erklärt, die Vermieter von Hochhäusern könnten einen Beitrag zur Vermeidung solcher Suizide leisten, indem sie Balkontüren so sichern, dass sie nur mit einem Generalschlüssel geöffnet werden können, über den nur die Mieter des jeweiligen Gebäudes verfügen. Damit würde Fremden – wie jenem Berliner – ihr Vorhaben erschwert, meinte Häusler.

Die Pro Potsdam, der größte Vermieter der Stadt, kann sich solche Maßnahmen nicht vorstellen. Schon aus Sicherheitsgründen dürften die Türen zu den frei zugänglichen Balkonen nicht verschlossen werden, sagte Beulshausen. Zu den in den Hochhäusern des Unternehmens geltenden bauaufsichtlichen Richtlinien gehöre, dass die Treppenhäuser mit den Balkonen als Fluchtwege und zudem als rauchfreie Sicherheitszone ausgewiesen seien. „Und sie werden zur Personenrettung von der Feuerwehr genutzt“, sagte Beulshausen. Zudem sei es generell fraglich, ob sich verhindern lasse, dass Unbefugte ein Hochhaus betreten, hieß es von der kommunalen Wohnungsgesellschaft.

Außer dem Berliner hatte sich Anfang Januar auch ein 44-jähriger Mann aus dem Landkreis Havelland vom Glockenturm der katholischen St.-Peter-und-Paul-Kirche und am vergangenen Sonntag eine 57 Jahre alte Frau aus einer Umlandgemeinde aus einem Hochhaus im Humboldtring gestürzt. Generell schwankt die Zahl der Suizide in Potsdam von Jahr zu Jahr. Im Nachwendejahr 1990 wurden noch 30 Selbstmörder gezählt – 2006 dagegen nur zehn. Laut dem Landesamt für Statistik stiegen dann die Zahlen wieder auf jeweils 18 Suizide in den Jahren 2009 und 2010. Dagegen gab es 2011 nur fünf Selbstmorde. Eine aktuelle Statistik für 2012 gebe es noch nicht, sagte Amtssprecherin Ina Hergert. Auch die Polizei hat noch keine aktuellen Zahlen – schon deswegen, weil Suizidversuche und Selbstmorde nicht strafbar seien und deswegen nicht gesondert erfasst würden, wie Sprecher Heiko Schmidt den PNN sagte.

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