Landeshauptstadt: Eine für alle
Zentrale Wohlfahrtsstelle für Juden übernimmt gemeindeunabhängige Sozialberatung / Städtische Zuwendung: 37000 Euro pro Jahr
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Zentrale Wohlfahrtsstelle für Juden übernimmt gemeindeunabhängige Sozialberatung / Städtische Zuwendung: 37000 Euro pro Jahr Sozialberatung und Integrationsarbeit für jüdische Zuwanderer übernimmt in Potsdam offiziell ab 1. April die Zentrale Wohlfahrtsstelle (ZWSt) der Juden. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten gestern Benjamin Bloch, Direktor der ZWSt, und die Sozialbeigeordnete Elona Müller. Damit unterstützt die Stadt die Beratungsarbeit mit jährlich 37000 Euro. Gleichzeitig werde der Jüdischen Landesgemeinde nach einer einmonatigen Übergangszeit die Zuwendung gestrichen. Der Grund: In der Vergangenheit hatte es Ungenauigkeiten beim Verwendungsnachweis der Fördergelder gegeben. Dennoch sollte weder die Jüdische Gemeinde noch die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Land Brandenburg die Einrichtung der Wohlfahrtsstelle als Konkurrenten sehen. „Die Konzeption sieht die Beratungsarbeit im Verbund mit den beiden Gemeinden vor“, betonte Beigeordnete Müller. Man wolle beim Aufbau von Strukturen der jüdischen Gemeinden behilflich sein, erklärte ZWSt-Direktor Bloch. Die Zentrale Wohlfahrtsstelle engagiere sich bereits seit 1990 in den neuen Bundesländern und sei neben den Zentralrat der Juden die zweite Dachorganisation der jüdischen Gemeinden in Deutschland, sagte Benjamin Bloch. Die Potsdamer Beratungseinrichtung aber sei Anlaufstelle für alle jüdischen Zuwanderer, unabhängig von ihrer Gemeindezugehörigkeit, so der Direktor. Über 1200 jüdische Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion lebten in der brandenburgischen Landeshauptstadt; nur 380 seien Mitglieder in der jüdischen Gemeinde Land Brandenburg. Dass sich die beiden Gemeinden mit der Einrichtung der Wohlfahrtsstelle etwas schwer täten, bedauerte der Direktor. Die Stadtverwaltung hatte sich auf der Suche nach einem geeigneten Träger für die Integrationsarbeit an die ZWSt gewandt. Die beiden jüdischen Gemeinden haben eigene Beratungsangebote aufgebaut, müssen aber ohne städtische Unterstützung auskommen. Bloch hofft, dass doch noch eine Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde und den Gesetzestreuen möglich ist und setzt dabei auf Zeit sowie auf ein jüdischen Sprichwort: „Was der Verstand nicht schafft, schafft die Zeit.“ Horst-Dieter Weyrauch, städtischer Berater für jüdische Belange, zeigte sich ebenfalls zuversichtlich. Auch wenn der feste Platz der Sozialarbeiterin im KIBuZ (Kultur-, Informations-, Beratungszentrum) in der Berliner Straße 148 eingerichtet werde, könnten auch Beratungstermine in der Schlossstraße bei der Jüdischen Gemeinde vereinbart werden. Schon kommende Woche nehme die Sozialarbeiterin ihre Tätigkeit auf. Zu ihren Leistungen gehörten u.a. Hilfe bei Kindergeld-, Renten- oder Arbeitslosenanträgen. Telefonische Terminvereinbarung unter 0331-2985412. N. Klusemann
N. Klusemann
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