Von Thorsten Metzner: „Eine gelungene Synthese“
Der Direktor der preußischen Schlösserstiftung lobt die modernen Elemente des Stadtschlosses
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Innenstadt - Die preußische Schlösserstiftung wird den Aufbau des Potsdamer Stadtschlosses als künftigen Brandenburger Landtag unterstützen – mit Expertisen und beim Einbau noch vorhandener Originale des in den 50er Jahren abgerissenen Knobelsdorff-Baus. Das hat Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am Dienstag gegenüber den PNN angekündigt: „Wir werden Hilfestellung geben, damit die erhaltenen Teile sachgerecht ihren alten Platz finden“, sagte er. Zugleich sprach sich Dorgerloh dafür aus, im Gebäude eine „ständige Präsentation zur Geschichte des Schlosses von den Anfängen bis zum Aufbau“ unterzubringen.
Der Aufbau werde, wie der Hüter der Preußenschlösser betonte, „kein schwieriges Unterfangen“. Es seien genügend Substanz wie Fassadenteile, Säulen, erhalten und eingelagert – und zwar nicht irgendwelche. „Im Unterschied zum Berliner Schloss sind beim Stadtschloss von DDR-Denkmalpflegern die entscheidenden Belegstücke für die Fassade systematisch geborgen worden“, sagte er. „Man muss hier anders als in Berlin nicht nach dem Foto rekonstruieren.“
Dies sei „ein Grund“ mehr, weshalb er den Aufbau des Stadtschlosses „für vertretbar halte“, es gehe um „Stadtreparatur“. Ausdrücklich lobte Dorgerloh den Siegerentwurf des Dresdner Architekten Peter Kulka für den Schloss-Landtag, der bis Ende 2012 – vom niederländischen Baukonzern Bam – für 119 Millionen Euro auf dem Alten Markt errichtet werden soll. Das Gebäude erhält die Original-Knobelsdorff-Fassaden sowie laut Kulka als Übergang vom historischen „Draußen“ zum modernen „Drinnen“ das frühere Treppenhaus. „Es ist eine gelungene Synthese von Historie und einem modernen Landtag im Inneren“, sagte Dorgerloh dazu mit Blick auf anhaltende Debatten in der Stadt zu dem Entwurf. Kulka habe die „nötige Sensibilität“. Es sei aber, und das brauche man nicht verstecken, „keins der erhalten Königsschlösser“, die sich in der Obhut der Stiftung befinden.
Dorgerloh verglich das künftige Landtags-Schloss mit dem Alten Rathaus von Potsdam, das nach dem Krieg aufgebaut worden war, und zwar zum Platz hin „historisch und dahinter modern“. In diesem Sinne hält der Stiftungschef – im Gegensatz zu einigen Vertretern des Schloss-Vereins „Mitteschön“ – Abweichungen vom Original wie breitere Seitenflügel und veränderten Dachformen „nicht für ein Problem.“ Vom Stadtraum, vom Hof aus werde das Dach ohnehin gar nicht sichtbar sein. „Wie beim Neuen Palais wird sich die reich geschmückte Attika gegen den Himmel abzeichnen“, sagte Dorgerloh. Allerdings ist der historische Figurenschmuck nicht Teil des Landtagsprojektes. Damit dieser das Schloss wieder krönen kann, sammelt Mitteschön Spenden.
Dorgerloh wies darauf hin, dass es nach dem Aufbau des Schlosses eine größere Herausforderung sein wird, auch Gebäude rings um den Alten Markt im Sinne einer „kritischen Rekonstruktion“ in den ursprünglichen Proportionen zu errichten. Dies sei aber kein Plädoyer für weitere Barockfassaden. Zur Zeit stehen neben der Baustelle mit dem Hotel-Hochhaus und der Fachhochschule typische DDR-Funktionalbauten.
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