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Landeshauptstadt: Eine heiße Sache
69 Studenten in 13 Projekten haben in diesem Jahr auf dem Bachelor-Podium des Hasso-Plattner-Instituts ihre Arbeiten präsentiert. Eines der Softwaresysteme schafft es, aus der Datenflut von Unternehmen die relevanten Daten von den unwichtigen zu trennen
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Babelsberg – Das Problem ist weithin bekannt. Auf dem Schreibtisch liegt ein Stapel mit Briefen und Dokumenten, die man in nächster Zeit dringend benötigt, Finanzamt, Bank oder der Brief eines langjährigen Freundes, den man schon lange beantworten will. Bezahlte Rechnungen, Kontoauszüge oder andere erledigte Schriftstücke wandern in den Schrank, man könnte sie ja noch einmal gebrauchen. Die Frage ist nur, welche dieser Dinge wirklich wichtig sind. So wie dem einzelnen Menschen ergeht es auch den großen Unternehmen, nur dass hier die Dimensionen andere sind. 15 Milliarden Dokumente umfasst die Datensammlung des Softwareriesen SAP, täglich gibt es dazu 1,5 Milliarden interne Anfragen.
Wer da noch durchsehen will, braucht klare Strukturen. Und ein System, das herausfindet, welche Daten wesentlich sind. In Zukunft werden Algorithmen entscheiden, welche Informationen relevant sind. Ein Team von Bachelor-Studierenden des Potsdamer Hasso Plattner Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) hat nun ein System entwickelt, das diese Relevanz analysiert. Um herauszufinden, welche Daten heiß und welche kalt sind, haben die Studierenden sich die Anfragen nach SAP-Daten angeschaut. Mit einem äußerst überraschenden Ergebnis: 97 Prozent der Daten sind irrelevant, nur drei Prozent werden täglich gebraucht. Das heißt: Der Rest kann in den Schrank wandern. Und wenn man jetzt noch weiß, welche Anfragen nur „heiße“ Daten anfordern und welche auch zusätzlich auch Infos aus dem Schrank, dann läuft das System schneller und besser als je zuvor.
„Hot or Not – eine Datenbank packt aus“, ist der Titel des Projektes, das im Seminar des HPI-Stifter Hasso Plattner selbst entstanden ist. Die Studierendengruppe, die das System als praktische Arbeit zu ihrem Bachelor-Abschluss an dem Potsdamer Institut entwickelt hat, präsentierte die innovative Idee am Montag zum 11. öffentlichen Bachelor-Podium des Platter-Instituts. 69 Studenten in 13 Projekten haben in diesem Jahr auf dem Bachelor-Podium ihre Arbeiten präsentiert. Immer wieder zeigte es sich dabei, dass es um Relevanz von Daten geht, um Programme und Systeme, die den Menschen in Zukunft die Arbeit der Zuordnung dieser Datenmengen abnehmen sollen. Um mehr Zeit zu schaffen und damit auch um Geld zu sparen, wie viele der Bachelorgruppen betonten. Ein Beispiel dafür auch das intelligente Eco-System für das Energiesparhaus von morgen: Die Wetterprognose wird online automatisch erfasst, wenn es einen Tag später kälter wird, sammelt das hauseigene Blockheizkraftwerk in Koppelung mit einer Solaranlage bereits einen Tag im voraus Energie.
Zum einen zeichnet die Arbeiten aus, dass sie in Teamarbeit entstanden sind. „Informatik geht nur im Team“ sagt HPI-Geschäftsführer Christoph Meinel. Zum anderen entstanden die Projekte mit Partner aus der Wirtschaft. unter anderem mit Global Playern wie Bosch, Microsoft, SAP. Zwei Projekte wurden mit Unternehmern aus der Region realisiert: Zum einen eine App, die Ärzten den Einsatz von Langzeit-EKG-Beobachtungen erleichtert, mit der Firma Getemed in Teltow, zum anderen eine Visualisierung, die Durchblick in komplexe Softwaresysteme bringen soll zusammen, mit dem Potsdamer Unternehmen Software Diagnostics. Auch mit Wikimedia wurde eine Gemeinschaftsarbeit realisiert: Das Studententeam hat sich dem Thema Big Data verschrieben, es ist der Frage nachgegangen, wie sich die Datenmengen im Nutzen für das Wissen der der Welt besser erfassen lassen. Ergebnis ist eine Push-Funktion für Wiki-Inhalte, die Nutzern sinnvolle Vorschläge beim Ergänzen von Daten macht. Jan Kixmüller
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