Homepage: Eine Lawine rollt auf die Archive zu FH Potsdam startet mit FU Berlin Weiterbildung
Was passiert eigentlich mit den unzähligen Tondokumenten, die bei der Stasi-Unterlagen-Behörde auf alten Tonbändern und Disketten lagern? Wenn die Abhörmitschnitte nicht sorgfältig archiviert werden, gehen sie bald schon für die Nachwelt verloren.
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Was passiert eigentlich mit den unzähligen Tondokumenten, die bei der Stasi-Unterlagen-Behörde auf alten Tonbändern und Disketten lagern? Wenn die Abhörmitschnitte nicht sorgfältig archiviert werden, gehen sie bald schon für die Nachwelt verloren. Ein Beispiel dafür, welch große gesellschaftliche Verantwortung in der Arbeit von Archivaren liegt. Nicht nur, dass sie die Dokumente für die Nachwelt erhalten müssen, sie suchen auch aus, was archiviert wird – womit sie auch ganz nachhaltig das Bild der gesellschaftlichen Erinnerung prägen.
Ein bundesweit einzigartiges Weiterbildungsprogramm der Fachhochschule Potsdam will nun dazu beitragen, dass Archive als Einrichtungen der Geschichts- und Erinnerungskultur im digitalisierten Zeitalter im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert werden. „Wissen erhalten, sichern und vermitteln für die Zukunft“, sind Ziele, die sich die Weiterbildung „Archive im Informationszeitalter“ der Fachhochschule Potsdam und der Freien Universität Berlin setzt. Gestartet wird die Weiterbildung für rund 20 Mitarbeiter aus Archiven und verwandten Einrichtungen am 7. Mai an der FU Berlin.
Prof. Rolf Däßler vom Fachbereich Informationswissenschaften der FH verwies vor dem Hintergrund des neuen Angebotes auf die wachsende Bedeutung der Arbeit der Archivare. In wenigen Jahren liege ein Großteil der Dokumente in elektronischer Form vor. „Das ist eine Lawine, die auf die Archive zukommt.“ Zudem müssten sich die Archive in Zukunft auch ihrer stärker aktiven Rolle bewusst werden. „Eine neue Aufgabe für die Archive wird die Verfügbarmachung von digitalen Dokumenten sein – und die muss in Zukunft auch aktiv betrieben werden“, so Däßler. Dazu werde auch eine stärkere Vernetzung mit Bibliotheken nötig. „Auch die Archive haben einen Bildungsauftrag“, ergänzt seine Kollegin Prof. Susanne Freund, die die wissenschaftliche Leitung der Weiterbildung übernommen hat.
In der modular aufgebauten Weiterbildung vermitteln Lehrende der beteiligten Hochschulen und Experten aus der Praxis aktuelles Fachwissen sowie Methodenkenntnisse zu den fachlichen Schwerpunkten Bestandserhaltung, Umgang mit digitalisierten Dokumenten und Öffentlichkeitsarbeit. In Zukunft komme Öffentlichkeitsarbeit und Marketing eine wachsende Rolle zu. „Die Archive müssen ihre Schätze auch nach außen hin sichtbar machen können“, so Susanne Freund.
Die drei Themenblöcke haben für die Archivare unmittelbare Bedeutung für die Praxis. „Denn mit der Problematik der digitalen Langzeitarchivierung elektronischer Überlieferung ist bereits fast jedes Archiv konfrontiert“, so die Initiatoren. Doch auch die analoge Bestandserhaltung, restauratorische und konservatorische Maßnahmen seien brandaktuelle Themen im Zuge der Sicherung des kulturellen Erbes. Besondere Aufmerksamkeit komme dabei der oral history zu. Für die Bearbeitung von Fragen zur Sicherung und Auswertung von audio-visuellen Medien konnten Experten zwei der bedeutendsten Zeitzeugenarchive gewonnen werden: „Visual History Archive des Shoah Foundation Institute of Southern California“ und „Stimmen ehemaliger Zwangsarbeiter“ (im Entstehen), die nun über die FU zugänglich gemacht werden. Jan Kixmüller
Infos unter Tel. 0331 580-2430; heinrich@fh-potsdam.de oder www.fh-potsdam.de/weiterbildung.html.
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