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Landeshauptstadt: Eine Leiche im Kessel

Die Braumanufaktur Forsthaus Templin wurde Filmkulisse für die ZDF-Krimi-Serie „Soko Wismar“

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Etwas ist faul mit dem Kessel. Das merken selbst die japanischen Touristen, die dem Braumeister bei seiner Erklärung kaum folgen konnten. Routiniert hatte Frank Holgersen (Matthias Matz) gerade beschrieben, wie aus einem Gemisch von geschrotetem Malz und Wasser Bier wird. Als er die beiden Klappen des Kupferkessels dann mit einer kraftvollen Bewegung öffnet, verstummt er jedoch und dreht sich mit aufgerissenen Augen hilfesuchend zurück in die Runde. Es ist sein Bruder Jörn, der Inhaber der Brauerei, der leblos in der trüben Maische treibt. Als die neugierig herandrängenden Japaner den Leichnam entdecken, stoßen sie Schreckensschreie aus. „Danke, Schnitt!“, ruft Regisseur Dirk Pientka.

Er war gestern zusammen mit einem 40-köpfigen Filmteam in der Braumanufaktur Forsthaus Templin zu Gast: Gedreht wurde für die ZDF-Krimi-Serie „Soko Wismar“ – die zum großen Teil nicht in Wismar, sondern in und um Berlin entsteht. Arbeitstitel der Episode, die voraussichtlich im September ausgestrahlt wird, ist „Tödliches Gebräu“.

„Eine Familientragödie“, soviel verriet Pientka von der Story: „Jeder hat jeden mit jedem betrogen.“ Für den Regisseur, der unter anderem für die Frauenknast-Serie „Hinter Gittern“ gearbeitet hat, ist es bereits die 18. Soko-Folge.

Für Jörg Kirchhoff, einen der beiden Inhaber der Braumanufaktur, war es dagegen das erste Mal, dass sein Arbeitsplatz zur Filmkulisse wurde. Zwei Tage lang war der Gast- und Braubetrieb dafür lahmgelegt. Gefunden wurde das Forsthaus von Szenenbildner Erik Rüffler, der hier bereits privat gesessen hat, wie er gestern sagte. Der Lübecker ist seit Beginn der Krimi-Serie 2003 dabei: „Man hat immer die Augen auf für besondere Drehorte.“ Am Forsthaus musste nur wenig nachgeholfen werden, um das Ganze „nordischer“ aussehen zu lassen. „Wir haben die Räume entrustikalisiert“, erklärt Rüffler. Etliche Geweihe wurden von der Wand genommen, dafür Bierkästen im Gastraum aufgestellt.

Richtige Maische war es gestern allerdings nicht, in der Jörn Holgersen (Gert Grzesczak) schwamm: Um das Wasser einzutrüben, hatten die Mitarbeiter der Berliner Produktionsfirma CineCentrum vorher ein paar Tüten Mehl, Haferflocken und Milch in den Kupferkessel geschüttet. „Das sieht schon relativ original aus“, fand Diplom-Braumeister Kirchhoff. Nach zwei Klappen war auch Regisseur Pientka zufrieden: „Das sieht sehr gut aus!“

Noch heute will Jörg Kirchhoff den Kupferkessel mit einer Natronlauge gründlich reinigen. Schließlich soll darin morgen das nächste Bier angesetzt werden.

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