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Homepage: Eine Marke lebt von ihrem Ruf

In Potsdam wurde gestern die Disziplin der Markenwissenschaft begründet / Neues Institut an der UMC

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Das Thema ist heikel. Scheinbar zu heikel, als dass Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern zur Eröffnung des neuen „Instituts für Markenmanagement“ (IMP) an der Potsdamer „University for Management an Communication“ (UMC) wie geplant seinen Vortrag über „Potsdam als Marke“ halten konnte. Geht es dabei doch darum, die Punkte zu benennen, die Potsdam ausmachen, wofür die Stadt steht. Eben auch Dinge wie Weltoffenheit und friedliches Miteinander. „Sie können sich ja vorstellen, dass zur Zeit bei der Stadtverwaltung Land unter ist“, entschuldigte UMC-Präsident Eberhard Knödler-Bunte das Fehlen des Stadtoberhauptes. Und gerade durch den rassistischen Überfall in Potsdam erscheine die Frage nach einem integrierten Markenbild für die Stadt nun in einem völlig anderen Licht.

Knödler-Bunte verlas das Manuskript von Jakobs. Darin war die Rede von der Pluralität und Vielfalt von Lebensstilen, die das Leben in der Stadt prägen würden. Und auch davon, dass eine Marke von ihrem guten Ruf lebt. Was sich durch Brüche abrupt ändern könne. „Wie durch den aktuellen Angriff geschehen“, merkte Knödler-Bunte an. Jakobs schreibt mit Blick auf die Entwicklung einer „Marke“ für Potsdam weiter, dass gerade weil unsere Gesellschaft sich immer weiter ausdifferenziere, das Bedürfnis nach eine Klammer wachse. Ob sich das Bild, das eine Marke von der Stadt schaffen soll, mit der Realität deckt, soll nun ein Forschungsprojekt an dem neuen Institut ergründen. UMC-Präsident Knödler-Bunte hob die Bedeutung der angestrebte Kooperation mit der Stadtverwaltung hervor: „Unser erstes großes Projekt wird die Hochschule eng in der Stadt verankern, wir wollen für und mit der Stadt etwas entwickeln.“

Das neue, im deutschsprachigen Raum bislang einmalige Institut für Markenmanagement will aber nicht nur forschen und entwickeln, sondern auch lehren und ausbilden. Ziel des IMP ist es, ab 2007 in einem ersten Schritt rund 25 Plätze für einen 20-monatigen berufsbegleitend Aufbaustudiengang „Markenmanagement“ zu schaffen. Die private Fachhochschule UMC verlangt für den Studiengang insgesamt über 16 000 Euro Studiengebühren, pro Monat also rund 800 Euro. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein abgeschlossenes Studium und drei Jahre Berufserfahrung. Erst im Jahre 2008 will die UMC in dem neuen Studiengang die Ausbildung auf grundständige Bachelor- und Masterabschlüsse ausweiten.

Während der Präsentation in den gediegenen Räumen der Villa Arnim erklärte Prof. Klaus Brandmeyer von der Leitung des IMP, dass es bislang keine vernünftige auf das Thema Marke ausgerichtete Hochschulausbildung gäbe. In dieses Vakuum stoße nun das Institut. „Dies ist sozusagen ein Urknall“, sagte der Literaturwissenschaftler. Die Ausrichtung des Instituts sei bewusst interdisziplinär, nicht nur die Betriebswirtschaftslehre, auch die Natur- und Geisteswissenschaften, ja sogar die Theologie streife das Fach.

Der ehemalige Daimler-Benz-Manager Jochen Pläcking, der für das IMP gewonnen werden konnte, gab ein Beispiel für die Bedeutung einer Marke. Eine Marke wie Mercedes sei ein Versprechen an die Kunden. Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit seien dabei groß geschrieben worden. Als es dann in diesen Bereichen zu Mängeln kam, straften die Verbraucher die Marke ab. Mercedes kämpfe heute noch mit diesem Manko, obwohl die Probleme bei den Kraftfahrzeugen längst überwunden seien. „Die Idee der Marke muss in jeder Kapillare stecken“, sagte Pläcking. Es gehe dabei um eine ganzheitliche Philosophie, die auch durchgehalten werden müsse. Da es den Managern bislang aber in diesem Bereich an Ausbildung mangelte, seien immer wieder entscheidende Fehler begangen worden. Die neue Potsdamer Ausbildung wolle hier nun ansetzen.

Dazu beziehen die Institutler auch ganz andere Disziplinen mit ein. Etwa Michael Gabriel von MetaDesign. Der Experte für visuelle Gestaltung setzt voll auf die Sinnlichkeit. Er habe sich auf der frühlingshaften Fahrt von Berlin nach Potsdam erste Gedanken zur „Marke Potsdam“ gemacht. „Die Farben wurden langsam milder, die Architektur änderte sich, ja sogar die Luft schien eine völlig andere“, schwärmte der Designer. Man müsse den Konsumenten auch mit hör- und sehbaren Reizen ansprechen.

Die UMC, an der das neue Institut beheimatet ist, wird in den kommenden Jahren noch nicht den Status einer Universität beantragen. Wie Präsident Knödler-Bunte sagte, hält er für die Anerkennung ein Datum in drei bis fünf Jahren für realistisch. Bislang hat die UMC nur die Anerkennung als Fachhochschule. Von der Sparkassenakademie am Luftschiffhafen als Räumlichkeit ist die Hochschule derzeit abgerückt. „Wir suchen in Abstimmung mit der Stadtverwaltung einen zentraleren Ort in Potsdam“, sagte Knödler Bunte.

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