
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Eine Million Euro für Garnisonkirche
Großspende von Stiftung aus Umfeld der Siemens-Familie / Umbruch im Förderverein für Wiederaufbau
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Innenstadt – Großspende für eines der umstrittensten Bauprojekte in Potsdam: Eine der Siemens-Familie nahestehende Stiftung hat für den Wiederaufbau der Garnisonkirche in der Breiten Straße eine Million Euro gespendet. Das bestätigte am Montag Peter Leinemann vom Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche den PNN auf Anfrage: „Das Geld ist schon überwiesen.“
Es sei die bisher größte Einzelspende für das Projekt Garnisonkirche, sagte Leinemann. Nach einer Vorstellung der Pläne für den Wiederaufbau sei die Entscheidung für die Spende im Familienkreis von Siemens gefallen: Das Projekt werde als inhaltlich und städtebaulich sinnvoll angesehen, sagte Leinemann. Die Siemens-Familie geht auf Ernst Werner von Siemens (1816 bis 1892) zurück, Unternehmer und Begründer der Elektrotechnik. Zuletzt erwirtschaftete die Siemens AG einen Jahresumsatz von 73 Milliarden Euro. Inzwischen gibt es mehrere Siemens-Stiftungen, etwa zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kunst.
Mit der Überweisung erhalten die Planungen für die Garnisonkirche neuen Auftrieb. Es sei nun möglich, im Herbst einen Bauantrag einzureichen, um bis zum Reformationsjubiläum 2017 für 40 Millionen Euro den Turm der einstigen Barockkirche errichten zu können, sagte Leinemann. Mit der Abgabe dieses Antrags werde die Stiftung dann drei Millionen Euro für den Wiederaufbau investiert haben. Doch für einen wirklichen Baustart müsse weiter Geld gesammelt werden. „Die Spende jetzt ist erfreulich, ermöglicht aber noch keine sichtbare Bautätigkeit“, sagte Leinemann. Wie viel Geld noch benötigt wird, ließ er offen. Im März hatte Leinemann vorgeschlagen, ein Drittel der Baukosten mit öffentlichen Geldern abzudecken. Den PNN sagte er am Montag, die „Priorität“ liege weiter auf dem Einwerben von privaten Spenden.
Damit ist trotz der Großspende unklar, wie es ab 2013 an der Breiten Straße weitergeht. Auch zugunsten des Wiederaufbaus der Kirche auf ihrem historischen Grundriss plant die Stadt, die Straße umzugestalten. Dabei sollen die Fahrbahnbreite reduziert und Bäume gepflanzt werden. Ob der Umbau aber wie geplant 2013 beginnen kann, blieb am Montag unklar. Vom kommunalen Sanierungsträger hieß es, vor konkreten Äußerungen müsse man sich mit der Stadt abstimmen. Nach PNN-Informationen ist ungewiss, ob bereits 2013 Geld aus Städtebaumitteln des Landes für den Umbau fließen kann.
Unterdessen gibt es in der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche (FWG) einen personellen Umbruch. Neuer Vorsitzender ist der bisherige Schriftführer Burkhart Franck. Er wurde am Wochenende bei einem Treffen des Vereins gewählt. Sein Vorgänger Johann-Peter Bauer trat sein Amt nach sechs Jahren aus privaten Gründen nicht noch einmal an. Zu den neuen Persönlichkeiten im Vereinsvorstand zählt auch der frühere Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), zugleich Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Zugleich wurde der Druckerei-Besitzer Christian Rüss in den Vorstand berufen.
In einem ersten Interview deutete Franck indes an, dass die FWG nicht gegen den einstigen Initiator des Wiederaufbauprojekts, Max Klaar, klagen werde. Klaar hat bereits 6,3 Millionen Euro für den Wiederaufbau gesammelt, sich aber mit der FWG über die künftige Nutzung der Kirche zerstritten. Franck sagte zu dem Konflikt: „Ich denke, dass wir irgendwann wieder in einem Boot sitzen werden. Dann ist es unglücklich, wenn man sich vorher juristisch belangt.“ Für Nachfragen war Franck am Montag nicht zu erreichen. Klaar hatte insbesondere das Konzept eines Versöhnungszentrums in der Kirche infrage gestellt und einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau gefordert.
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