Landeshauptstadt: Eine Million Raketen
Potsdamer Feuerwerk GmbH plante seit August den bunten Funkentanz in das Jahr 2006
Stand:
Berlin / Potsdam - Der Duft von Glühwein und Lebkuchen liegt in der Luft – immer noch. Bis zum letzten Tag des Jahres ist der „Winterzauber auf dem Gendarmenmarkt“ in Berlin geöffnet. In der Nacht zum neuen Jahr wird das weihnachtliche Treiben mit einem Barockfeuerwerk beendet. Auf dem Dach des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte werden die Feuerwerkskörper gezündet – von der Firma „potsdamer feuerwerk GmbH“.
Im August gab es die erste Besichtigung des Spitzdaches des Schauspielhauses, erzählt Feuerwerker Björn Wilhelm. Auf 30 Metern Oberfläche werden die Feuerwerkseffekte aufgebaut, die später von dem schrägen Dach gezündet werden. So dass die Effektebreite gut 60 Meter beträgt. Die 1990 gegründete Firma veranstaltet im gesamten Bundesgebiet Feuerwerke. In Potsdam verzauberte das Unternehmen die Besucher der Musikfestspiele mit Barockfeuerwerken. Aber auch alle Feuerwerksarten mit Saluts, Leuchtsternen, Raketen, Kugel- und Zylinderbomben gehören zum Repertoire.
Zehn Minuten barockes Feuerwerk wird Björn Wilhelm mit zwei Mitarbeitern in der heutigen Nacht gestalten. Bereits am späten Vormittag werden die Drei mit ihren Vorbereitungen beginnen. Ein Grund ist das Winterwetter. Denn alles muss pünktlich fertig sein, damit das Farbenspektakel pünktlich beginnen kann. Für den Fall der Fälle tragen die Männer Ohr- und Kopfschutz sowie feuerfeste Kleidung. Kleinere Verbrennungen könnten, wenn man wie früher „von Hand“ zünden würde schon mal vorkommen, sagt der Feuerwerker. Aber heutzutage wird elektrisch gezündet. Sollte ein Effekt einmal nicht zünden, wird er fachgerecht vernichtet, beispielsweise durch zweitägiges Einweichen. Begleitet von festlicher Musik erfreute diese Art des Feuerwerks barocke Höfe. Könige und Fürsten veranstalteten prunkvolle Lichtspiele. Die Barockfeuerwerke werden nunmehr gern für Hochzeitsfeiern, Burg- und Schlossfeste geplant, so Wilhelm.
Inzwischen hat das Potsdamer Unternehmen gemeinsam mit der Firma Pyro-Partner im Süden Berlins Quartier bezogen. Auf 15 000 Quadratmeter lagern China-Böller, Raketen und Verbundfeuerwerk für den Silvesterverkauf, die vor allem dieser Tage vom Einzelhandel auf- und weiterverkauft werden. Aber die „scharfen Sachen“, gemeint sind Feuerwerksartikel der Klasse IV, lagern in einem Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg im Norden von Berlin und in Lagern außerhalb der Stadt. Damit von ihnen keine Gefahr für die Bevölkerung ausgeht, erklärt Björn Wilhelm. Bis Silvester werden allein von Pyro-Partner und „Potsdamer Feuerwerk“ rund 900 Tonnen Feuerwerk jeglicher Art vom Scherzartikel über Tischfeuerwerk bis zum Verbundfeuerwerk umgesetzt. Darunter allein eine Million Raketen.
Die Ware bezieht das Unternehmen vor allem aus China, Taiwan und Deutschland. Wichtig sei, dass die Feuerwerkskörper zertifiziert seien. Bei Nutzung nach Anleitung bestehe keine Gefahr für Leib und Leben, da ist sich der 27-Jährige sicher. Vor gut zehn Jahren begann Wilhelm Feuerwerke mit durchzuführen. Nach seiner Tischlerlehre und seiner Ausbildung zum Sprengberechtigten begann er bei seinem jetzigen Arbeitgeber ganz klein als Helfer bei Feuerwerken und ist heute Hauptverantwortlich für die Planung und Koordinierung sowie der zahlreichen Pyrotechniker des Unternehmens. Für seinen Beruf gibt es keine Ausbildung im eigentlichen Sinne, sagt er. Aber einfach Feuerwerker dürfe man sich dennoch nicht nennen. Um Großfeuerwerke zu veranstalten, muss man als Vorrausetzung für einen Fachkundelehrgang an 26 Boden- und Höhenfeuerwerken als „Helfer“ mitgearbeitet haben. Nach bestandener Schulung muss beim zuständigen Amt der Befähigungsschein beantragt werden, bevor man Feuerwerke durchführen darf. Björn Wilhelm schwärmt für seinen Beruf. Das Schönste ist, wenn die Zuschauer Freude an seiner Arbeit haben. „Wenn das Publikum klatscht, ist das die größte Belohnung.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: