Sport: Eine Polka zum Empfang
Die Kickerinnen der Potsdamer Sportschule landeten (fast) glücklich wieder zu Hause und in den Armen ihrer Eltern und Freunde
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Die Kickerinnen der Potsdamer Sportschule landeten (fast) glücklich wieder zu Hause und in den Armen ihrer Eltern und Freunde Die Touristen auf dem Berliner Flughafen Tegel guckten am Dienstag nicht schlecht. Fernsehkameras vor Gate 14, Spruchbänder, Luftballons sowie Freunde und Verwandte standen mitten im Gang – die Willkommensparty war gerichtet. Aus dem Flugzeug stiegen nach zehn Stunden Flug die in blauen, mit „Germany“ beflockten Trainingsanzügen bekleideten Fußballerinnen der Sportschule Potsdam, die mit Trainer Steffen Kreische und Physiotherapeut Christian Düwiger bei den Schul-Weltmeisterschaften in Shanghai den 2. Platz belegten. Während in den Hangars von Tempelhof Partys professionell organisiert werden, trugen in Tegel die Fußballerinnen, die alle bei Turbine Potsdam spielen, ihren Teil zum Gelingen des Empfangs bei: sie führten mit den Kickern der Sportschule Cottbus (Platz 9 in Shanghai) die Annemarie-Polka auf. Es war ein Teil des Kulturprogramms abseits des Rasens: Jedes bei der Schul-WM vertretene Land musste in dem Gelände „Oriental Green Boat“, 23 Kilometer außerhalb von Shanghai, im Campustheater ein Programm darbieten, die Deutschen veranstalteten eine Potsdam-Cottbuser-Koproduktion mit polnischem Volkstanz. Völkerverbindend ging es auch nach den Spielen zu, sagte Torhüterin Cordula Busack. Die Regionalligaspielerin von Turbine II war mit dem sportlichen Abschneiden nicht hundertprozentig zufrieden. Platz zwei sei gut, „aber es war mehr drin“. Die aus Bernau nach Potsdam gewechselte Schülerin der elften Klasse will später einmal in der Bundesliga spielen, am Sonntag muss sie jedoch wieder in der Regionalliga auflaufen. Die Erlebnisse von Shanghai wird sie wohl so schnell nicht vergessen: die Abende mit Fußballerinnen aus anderen Nationen oder Sightseeing in der 16-Millionen-Metropole Chinas. Dass die Spiele fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, geriet beinahe zur Nebensache. Fast untröstlich waren die weiblichen Talente, die sich durch den Sieg beim Bundesfinale Jugend trainiert für Olympia für die WM qualifizierten, nach dem 0:1 gegen China im Finale. „Die Mädels waren danach am Boden, aber die Cottbuser Jungs haben sie aufgemuntert. Wir waren eine starke Truppe“, erzählt Kreische. Dass Spielerinnen von Turbine erneut „nur“ Vizemeister geworden sind, sieht er nicht als böses Omen an. Auch Sportschulleiter Klaus-Rüdiger Ziemer sieht den Bock des ewigen Zweiten kurz vor dem Umfallen: „In diesem Jahr wird Turbine Meister“. Auf dem Weg dahin müssen die jungen Frauen heute bereits wieder die Schulbank drücken. Jan Brunzlow
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