MAUERFALL: Eine PR-Panne, die die Welt veränderte

Der renommierte Potsdamer Mauerchronist Hans-Hermann Hertle erklärt, warum eine PR-Panne die Mauer fallen ließ und wieso es friedlich blieb. Letztlich war es aus seiner Sicht eine Fiktion der Medien, die die Massen am 9. November vor 25 Jahren  in Bewegung brachte.

Herr Hertle, welche Rolle hatten die Westmedien bei der weiteren Entwicklung?

Eine sehr große. Denn der Ansturm auf die Mauer war keine sofortige Reaktion auf die Pressekonferenz, wie häufig geglaubt wird. Um 8 Uhr abends waren nur sehr wenige Menschen an die Grenzübergänge in Berlin gekommen. Entscheidend war, wie die Westmedien die Aussagen Schabowskis interpretierten, erst die Agenturen und dann das Fernsehen. „DDR öffnet Grenze“ war die erste AP-Meldung, dem schloss sich dpa an. Das brachten die Tagesschau und später vor allem auch die Tagesthemen als Topmeldung. Der eigentliche Massenansturm auf die Grenze brach erst los, nachdem Hans-Joachim Friedrichs in den Tagesthemen sagte, dass dies ein historischer Tag sei, die Tore in der Mauer stünden weit offen – was zu diesem Zeitpunkt definitiv noch nicht der Fall war.

Ohne die Berichte wäre es gar nicht so weit gekommen?

Der Fall der Mauer war das erste welthistorische Ereignis, das als Folge seiner vorauseilenden Verkündung in den Medien eingetreten ist. Man kann auch sagen, dass damals eine Fiktion der Medien die Massen ergriffen hat und dadurch zur Realität wurde. Die Menschen sind zur Mauer gegangen, weil sie dachten, dass sie schon offen sei. Das wollten sie sehen. Und indem sie hingegangen sind, haben sie das Ereignis überhaupt erst herbeigeführt.

Das gesamte Interview lesen Sie in der Mittwochausgabe der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN