Landeshauptstadt: Eine Prophezeiung aus New York
„Es ist das erfolgreichste Jahr meines Lebens“, sagt Wolfgang Joop – und hört trotzdem nicht auf zu arbeiten
Stand:
„Es ist das erfolgreichste Jahr meines Lebens“, sagt Wolfgang Joop – und hört trotzdem nicht auf zu arbeiten Von Sabine Schicketanz Der New Yorker Astrologe wusste es schon vor elf Jahren. „Sie werden“, prophezeite er Wolfgang Joop, „mit einem Kind sehr viel Erfolg haben“. Joop war ratlos. Mit einem Kind? Seine Töchter waren doch längst erwachsen. Erst jetzt, vor ein paar Monaten, wurde ihm augenblicklich klar, dass sich die Weissagung längst erfüllt hatte. Das Kind – es ist Joops neue Unternehmung „Wunderkind Couture“. Die erste Kollektion der Luxusmarke, die er in Potsdam fertigte und Anfang Juli hier vorstellte, ist nahezu ausverkauft. „Diese Begeisterung habe ich noch nie erlebt“, sagt Wolfgang Joop. Und sie hat ihn voll erfasst. Entspannt, ja scheinbar vollkommen glücklich, sitzt der Modedesigner, der auch Roman-Schreiber ist und Schauspieler, an diesem Samstagabend im „Barokoko“ am Nauener Tor. Es ist sein Potsdamer Lieblingsrestaurant und es gehört ihm, im Juni bat er seinen Freund Christoph Gügold um den „Freundschaftsdienst“, es in seinem Auftrag zu erwerben. Am Sonnabend nun eröffnete Gügold gleich nebenan die neue Bar zum „Barokoko“, den „Seeblick“. Dass sie ihm gefällt, sah Wolfgang Joop mit einem Blick: Nicht abgenutzt postmodern, nicht belegt mit künstlicher Patina, dafür ein Ort wie aus der Welt des Edward Hopper, dem amerikanischen „Lichtmaler“ der Weltwirtschaftskrise. Doch Einsamkeit und Melancholie wie Hopper sie malte müssen für Wolfgang Joop nie weiter weg gewesen sein als jetzt. „Es ist das erfolgreichste Jahr meines Lebens.“ Dazu gehört nicht nur das Kind, das „Wunderkind“, sondern auch das Buch, der Roman „Im Wolfspelz“, für den Joop in der Kategorie Debüt für den Deutschen Bücherpreis 2004 nominiert ist. „Es liegen schon zehn Verfilmungsangebote vor, aber wir warten erst auf die englische Übersetzung, bevor wir uns entscheiden“, sagt der Schriftsteller Joop. Das Werk auf Englisch will er zu einem Freund nach Hollywood schicken, „wer weiß, vielleicht schaffen wir das auch noch“. Die Frage wäre nur, wann? Schließlich fragt der Verlag jetzt schon, wann das nächste Buch fertig wird, wollen die Fernseh-Talker mit Vater Wolfgang und Tochter Jette plaudern, wie es das „Magazin“ der Süddeutschen Zeitung in seiner jüngsten Ausgabe mit einem spektakulären Interview tat. „Ich habe in meinem Leben selten so viel gearbeitet“, sagt der Modedesigner Joop – und freut sich darüber. Von morgens bis abends entwerfen er und elf Mitarbeiter in der Potsdamer Mode-Manufaktur die neue „Wunderkind Couture“-Kollektion, die im Februar präsentiert werden soll. Es ist die Art von Arbeit, die Wolfgang Joop liebt. Sie in Potsdam zu tun, empfindet er als „genetischen Auftrag“ seiner Familie, die seit dem 17. Jahrhundert hier verwurzelt ist. Einer weisen Prophezeiung aus New York bedarf es dazu diesmal nicht.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: