Etwas HELLA: Eine renitente Tochter
Es stimmt nicht, dass Töchter leichter zu erziehen sind als Jungs. Wer so eine kleine Prinzessin in der Familie hat, weiß, wovon ich rede.
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Es stimmt nicht, dass Töchter leichter zu erziehen sind als Jungs. Wer so eine kleine Prinzessin in der Familie hat, weiß, wovon ich rede. Und die Landesregierung weiß das auch. Denn ihr Lieblingstöchterchen ist leider besonders renitent, findet sich unverstanden und verlangt jetzt auch noch den Schiedsspruch einer neutralen Person, wenn Papa nicht einlenkt. Dabei will das Land doch nur das beste für Potsdam.
Zum Beispiel bei der Sonntagsruhe für die Geschäfte. Wer hat denn überhaupt noch den Durchblick, wenn mal hier und mal da geöffnet wird je nach Bedarf und Stadtteilfest? Das überfordert jeden Erziehungsberechtigten und der erklärt dann eben: Es gibt zehnmal stadtweit verkaufsoffene Sonntage ohne Ausnahme und damit basta. Und im anderen Fall: Was hat die Göre sich dabei gedacht, das Sago-Gelände unter Wert an den Potsdamer Tierschutzverein zu verkaufen? Wieso verschenkt sie Geld, das sie dringend für einen ausgeglichenen Haushalt braucht? Potsdam wartet nun schon fast zehn Jahre auf ein neues Tierheim, kommt es da auf ein paar Jahre mehr an, um den richtigen Tierheimerbauer zu finden? Nein. An dieser Stelle hat aber noch niemand basta gesagt. Das Gelände zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Hegelallee zum Sanierungsgebiet zu erklären, um Fördermittel abzuzocken, scheint ebenfalls eine Schnapsidee zu sein. Na ja, andere Städte haben schon längst super hergerichtete Rathäuser, konnten die mit moderner Technik bestücken und rühmen sich dessen auch noch. Doch das sind keine guten Beispiele. Denn man kann Kindern nicht zeitig genug erklären, dass Bescheidenheit eine Tugend ist, dass die brave Landeshauptstadt an sich selbst zuletzt zu denken hat, schlecht beleuchtete Flure mit abbröckelnder Farbe anheimelnd wirken und schadstoffbelastete Container oder ein achtstöckiger Stasi-Klotz im geschichtsträchtigen DDR-Look denkmalwürdig sind. Es werden keine neuen Schulden gemacht, sagt das Land und damit basta.
Doch aufmüpfige Töchter wissen um Hintertürchen, denken sich Sanierungsgebiete rund ums „Rathaus“ aus und lassen ganz unschuldig schon mal hier und da etwas erneuern. Vielleicht aber schaffte es die hübsche Kleine auch, dass ihr ein wohlmeinender Verehrer statt Blumen ein paar Rollen Kabel, ein bisschen neue Technik und ein paar Töpfe Farbe geschenkt hat.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam
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