
© Karla Fritze / Uni Potsdam
Landeshauptstadt: Eine Stimme für den IT-Standort
Knapp 6000 Jobs bietet die Computerbranche in Potsdam, doch bundesweit und international wird Potsdam kaum mit dem Wirtschaftszweig assoziiert
Stand:
Ob Oracle, das Hasso Plattner Institut oder SNT – Potsdam ist zweifelsfrei Brandenburgs Top-Standort der IT-Branche. Mit rund 800 Unternehmen ist etwa ein Viertel aller Firmen aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie des Landes in Potsdam ansässig, darunter rund 120 reine Softwareunternehmen. Insgesamt bietet der Wirtschaftszweig nach Angaben der städtischen Wirtschaftsförderung vor Ort knapp 6000 Jobs. In der Wahrnehmung bundesweit allerdings plagt die Stadt als IT-Standort ein Imageproblem. Nach wie vor wird Potsdam kaum mit der Branche in Verbindung gebracht. Ein Nachteil ist das vor allem für den Wettbewerb um neue Fachleute.
„Wir haben in Potsdam super viel IT und keiner weiß davon“, bestätigt Patrick Schwalger, Geschäftsführer der VCAT Consulting GmbH, einem auf die Programmierung von Internetanwendungen spezialisierten Unternehmen. Schwalgers Firma sitzt seit 2006 in Babelsberg. Zusammen mit Geschäftsführern anderer Potsdamer IT-Firmen hat es sich Schwalger zum Ziel gesetzt, den Standort bundesweit und international bekannter zu machen. 2011 gründete der Unternehmer das lose Netzwerk „Silicon Sanssouci“, zu dem mittlerweile knapp 15 Firmen zählen. Die Intention für das Netzwerk ist durchaus eigennützig. „Wir wollen Potsdam zum einen interessanter für Neuansiedlungen aus dem Softwarebereich, aber vor allem auch attraktiver für gute Fachkräfte machen“, schildert Schwalger. Schließlich sei es für Software-Firmen in Potsdam kaum möglich, die benötigten Nachwuchskräfte zu bekommen. Er selbst habe bereits gute Mitarbeiter an Berliner Firmen verloren, weil denen auf Dauer der Weg zur Arbeit von Berlin aus zu weit gewesen sei, berichtet der Chef der VCAT Consulting GmbH. Günstiger Wohnraum stehe in Potsdam nunmal nicht zur Verfügung.
Im April soll aus dem Netzwerk ein Verein werden, um die Arbeit besser koordinieren zu können. Für Stefan Frerichs, Wirtschaftsförderer der Stadt, ist das Engagement der Firmenchefs eine große Hilfe. Auch in der Stadtverwaltung hat man es sich zur Aufgabe gemacht, den Ruf der Stadt als IT-Standort zu verbessern. Im kommenden Jahr will sich Potsdam mit „Silicon Sanssouci“ zusammen auf der Computermesse Cebit in Hannover präsentieren. „Potsdam hat in der Branche noch nicht den Stellenwert, den es haben müsste“, findet Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs. Einen Grund dafür sieht er allerdings auch darin, dass die Landesregierung die Softwarefirmen bei der sogenannten Clusterbildung in einen Topf mit der Kreativ- und der Medienwirtschaft geworfen hat. „Ist der IT-Bereich nicht vielmehr ein Cluster für sich?“, fragt Frerichs. Aus Potsdamer Sicht müsse das Profil eher geschärft als verallgemeinert werden.
Diesbezüglich haben auch Schwalger und die anderen IT-Chefs noch offene Wünsche an die Stadt, zum Beispiel einen eigenen Ansprechpartner für die Branche. Auch Frerichs sieht durchaus Handlunsgbedarf, um die Bedingungen für die Branche zu verbessern – und wie so häufig in Potsdam geht es dabei um ausreichend Platz: „Es fehlen uns kleinteilige Mietflächenangebote so um die 200 Quadratmeter Fläche für neue Ansiedlungen. Unsere Gründerhäuser sind bereits alle voll.“ Matthias Matern
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: