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Landeshauptstadt: Eine Synagoge, die sich der Stadt öffnet

Bachelor-Entwurf für Schlossstraße mit Symbolkraft / Land überlässt Bauverein das Grundstück kostenlos

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Bachelor-Entwurf für Schlossstraße mit Symbolkraft / Land überlässt Bauverein das Grundstück kostenlos Von Nicola Klusemann In der Staatskanzlei wird der „Letter of Intent“ gerade vorbereitet: Darin erklärt das Land Brandenburg seine Absicht, der Jüdischen Gemeinde das Grundstück Schlossstraße 1 kostenlos zu überlassen. Der im Frühjahr gegründete Verein „Neue Synagoge Potsdam“ e.V. möchte dort, wo jetzt noch ein Verwaltungsgebäude steht, einen Sakralbau mit eventuellem Gemeindezentrum errichten. Ein Nutzungskonzept für den auf rund 3,5 Millionen Euro veranschlagten Neubau werde bis zum Herbst vom jüngst gegründeten Beirat erarbeitet, sagt der Vereinsvorsitzende Horst-Dieter Weyrauch. Entwürfe, wie die Synagoge einmal aussehen könnte, gibt es bereits. Zwei Potsdamer Fachhochschulabsolventen des Fachbereichs Architektur haben das Projekt zum Gegenstand ihrer Abschlussarbeit gemacht. Der mit der Note Eins ausgezeichnete Bachelor-Entwurf von Sebastian Machleb ist Weyrauchs persönlicher Favorit – auch wegen seiner Symbolkraft: „Das Gebäude öffnet sich der Stadt.“ Allerdings sei die Bachelor-Arbeit nur eine Orientierung. „Wir werden das Projekt natürlich öffentlich ausschreiben“, betont der Vereinsvorsitzende. Der Hochbau solle ausschließlich über Spendengelder finanziert werden. Das Volumen teile sich in drei Millionen Euro für das Gebäude sowie 500000 Euro als Stiftungseinlage, um Wartung und Betrieb der jüdischen Einrichtung zu sichern. Einig sei man sich allerdings noch nicht, ob in der Schlossstraße 1 nur eine Synagoge oder eben auch ein Gemeindezentrum entstehen solle. Bis das betreffende Seitengebäude in der Schlossstraße – in dem unter anderem die Jüdische Gemeinde sowie die Sozialen Dienste der Justiz und die Familien- und Vormundschaftsabteilung des Potsdamer Amtsgerichts untergebracht sind – abgerissen werden kann, werde noch ein knappes Jahr vergehen. Die jetzigen Mieter hätten zwar befristete Mietverträge, aber über eine Laufzeit von zwölf Monaten, erklärt Weyrauch. Irritationen gab es indes, weil der Bauverein von der zusätzlichen Errichtung eines „Lehrhauses“ gesprochen hatte. Das gebe es doch schon längst, hatte sich Prof. Dr. Julius Schoeps, Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien (MMZ), zu Wort gemeldet. Das MMZ nämlich sei sowohl Wissenschafts- und Forschungseinrichtung als auch Lehrhaus im Sinne des Frankfurter Vorbilds und im Geiste von Franz Rosenzweig. „Ein jüdisches Lehrhaus ist ein Ort, an dem sich hoch gebildete Menschen über das Judentum austauschen“, sagt Schoeps. Der Vorsitzende des Synagogen-Bauvereins aber denkt dabei an eine Stätte, in der denjenigen die Rückkehr zum Judentum eröffnet werde, für die ihre Religion längst etwas Fremdes geworden sei. Ein Beispiel sind die so genannten Kontingentflüchtlinge aus den ehemaligen GUS-Staaten. Diese Aufgabe gehöre zur Gemeindearbeit, habe aber mit einem Lehrhaus nichts zu tun, wehrt sich der MMZ-Direktor Schoeps gegen das „Okkupieren“ dieses Begriffs. „Wir bestehen nicht darauf“, lenkt Weyrauch ein.

Nicola Klusemann

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