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Von Henri Kramer: Eine „Tierinsel“ für Potsdam

Verwaltung und Betreiber stellten gestern Konzept für neues Tierheim vor / Vorhaben verzögert sich

Stand:

Eiche - Das neue Tierheim in Eiche trägt den Namen „Tierinsel Potsdam“. Das Areal am Weg nach Bornim soll ähnlich einem Landschaftspark gestaltet sein, sämtliche Bauten und Gehege sollen aus Holz errichtet werden. Daneben sind für das Gelände unter anderem ein Schwimmteich für Tiere, eine Quarantäne-Station und ein Hundetrainingsplatz vorgesehen, ebenso ein vom Naturschutzbund (Nabu) angelegter Lehrpfad zu Flora und Fauna. Diese Details und viele Grafiken zu ihren Plänen präsentierten gestern die künftigen Betreiber der „Tierinsel“, die Tiertafel Deutschland e.V. und die Treberhilfe Brandenburg gGmbh. Bei einer Pressekonferenz im Stadthaus lobte Sozialbeigeordnete Elona Müller die Entwürfe: „Das Konzept ist bislang einzigartig in Deutschland.“

Wie berichtet, hatten die Stadtverordneten im Hauptausschuss vor drei Wochen für das Konzept eines Tierheims mit angedocktem Jugendsozialprojekt votiert und die nach einer Ausschreibung favorisierten Träger bestätigt. Gegen das Tierheim gibt es allerdings massiven Widerstand bei Bewohnern in Eiche. Gestern wiederholte eine Bürgerinitiative um den Anwohner Thomas Grützmann ihre Drohung vor Gericht zu ziehen und verwies auf neue Pläne des Tierschutzvereins für ein Tierheim in Drewitz: „Wir erwarten, dass das Verfahren neu aufgerollt wird.“

Dagegen hält die Verwaltung an ihren Plänen fest. Dabei zeichnet sich ab, dass die „Tierinsel“ später fertig wird als bisher geplant. Öffnen sollte das Heim im Oktober nächsten Jahres, doch noch ist nicht einmal ein Bauantrag eingereicht. Erste Arbeiten auf dem rund 72 Hektar großen Grundstück, so hofft Müller, könnten im nächsten März beginnen – ob rechtzeitig aber alles fertig wird, ist ungewiss. Die Dezernentin sagte, „notfalls“ ließe sich der Vertrag mit einer Hundepension im 70 Kilometer entfernten Kremmen verlängern, zu der die Potsdamer Fund- und Verwahrtiere bislang gebracht werden müssen.

Auch bei den künftigen Betreibern der „Tierinsel“ ist noch nicht alles geklärt. „Mit unserem Konzept werden wir jetzt auf die Suche nach Sponsoren und Spendern gehen, denn darauf sind wir trotz der Fördergelder der Stadt angewiesen“, sagte Tiertafel-Chefin Claudia Hollm. Der Trägerverbund erhält nach Angaben der Verwaltung zusammen 285 000 Euro im Jahr, der Vertrag läuft 15 Jahre. Um zusätzliche Einnahmen zu erzielen kündigte Hollm die Unterbringung von Pensionstieren an – also von etwa Hunden oder Katzen, deren Besitzer in den Urlaub fahren und diese abgeben wollen. Im Norden der „Tierinsel“ sollen in acht freien Ausläufen mit Holzhäusern jeweils bis zu zehn Hunde Platz finden. „Es wird kein lautes Isolationsgebell geben“, versprach Hollm. Zusätzlich seien Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen.

Vorgestellt wurde gestern auch das Jugendsozialprojekt, bei dem im Jahr bis zu 20 Personen zwischen 18 und 30 Jahren bei der Arbeit mit Tieren einen geregelten Tagesablauf lernen sollen. Sechs Monate soll so eine Maßnahme dauern, so Jochen Becker von der Treberhilfe: „Wer das Training besteht, kann sich für einen von vier Ausbildungsplätzen bewerben.“ Becker erklärte, dass zwei Sozialpädagogen die jungen Erwachsenen betreuen sollen.

Tierschutzverein stellt Bauantrag für Tierheim

Der Potsdamer Tierschutzverein (TSV) will ein Tierheim im äußersten Süden des Stadtteils Drewitz errichten. Dafür habe der Verein gestern einen Antrag auf Bauvorbescheid eingereicht, so der TSV gestern in einer Erklärung. Der Antrag ist die Vorstufe eines umfangreicheren Bauantrags. Sein Tierheim will der TSV auf einem Gelände ganz im Süden von Drewitz errichten, das Areal liegt nahe der momentan nicht begehbaren Königsbrücke an der Nuthe. Die Tierschutzarbeit in dem TSV-Heim gehe über die Planungen für die „Tierinsel“ hinaus, hieß es beim TSV: So sollten alle jene Aufgaben erledigt werden, die nicht zu den Pflichtaufgaben der Stadtverwaltung zählen, etwa die Kastration von Katzen oder die Aufnahme von Tieren, die nicht als Fundtiere anerkannt werden. Der TSV hatte bis Ende 2007 das Tierheim „Am Wildpark“ betrieben, das Verhältnis zur Stadtverwaltung gilt seitdem als zerrüttet. HK

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