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Grund zum Feiern: Martha Timpernagel ist 100 Jahre alt geworden.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Eine Weltenbummlerin

Die Potsdamerin Martha Timpernagel hat ihren 100. Geburtstag gefeiert

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Martha Timpernagel hält ein kleines Foto mit dem Bild eines Mädchen hoch: Ihre Ururnichte Kiara. Noch viele ähnliche Fotos hängen in Martha Timpernagels Zimmer, denn die Potsdamerin wurde am Sonntag 100 Jahre alt. Um der Jubilarin zu viel Aufregung zu ersparen, gratulierte Potsdams Fachbereichsleiterin für Soziales, Anke Latacz-Blume, erst einen Tag später und übergab Grüße von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Allein im Februar feiern 2012 vier Potsdamer einen dreistelligen Geburtstag.

Geboren wurde Martha Timpernagel 1912 im schlesischen Kaiserswalde (heute Lasówka in Polen) als älteste Tochter von vier Mädchen. Anfang der 30er Jahre zog sie zu ihrem Onkel nach Dresden und leitete dessen Wein- und Spirituosen-Großhandel. Kurz darauf holte sie eine ihrer Schwestern aus Kaiserwalde mit nach Dresden. Die Tochter dieser Schwester, also Timpernagels Nichte Martina Rüdiger, hat diese Zeit selbst noch gut im Gedächtnis: „Sie war quasi wie die Mutter unserer Mutter“, sagt die 54-jährige Potsdamerin über Timpernagel, die für sie nie wie eine Tante, sondern wie eine Großmutter gewesen sei.

Anfang der 50er Jahre heiratete Martha Timpernagel und arbeitete anschließend in den VEB Kamera-Werken. Als sie das Rentenalter erreichte, erkannte die mittlerweile verwitwete Timpernagel, dass sie in Westdeutschland eine wesentlich höhere Rente beziehen konnte und zog ins Schleswig-Holsteinische Heide. Damit begann für sie eine Zeit des Reisens. „Sie war in so gut wie allen Ländern, die man mit Bus oder Fähre erreichen konnte: Italien, Kroatien, Ungarn, Norwegen, Griechenland, Dänemark, “, erzählt Martina Rüdiger, „überall wo wir hinkamen, war Tante Martha bereits gewesen!“ Außerdem wanderte Timpernagel sehr gern, etwa in Meißen oder Dresden an der Elbe. Auch als ihre Beweglichkeit nachließ, war sie bis zuletzt noch Treppen gestiegen, so weit es ging.

Mit 85 Jahren ging Timpernagel nach Dahlewitz in Teltow-Fläming, wo sie in der Nachbarschaft zweier ihrer Schwestern wohnte, die ihr im täglichen Haushalt halfen. Als diese jedoch starben, zog sie nach Potsdam, erst ins betreute Wohnen und danach ins Seniorenheim. Amo Montag saß Martha Timpernagel in ihrem sonnigen Zimmer und lächelte über den nicht abreißenden Strom von Gratulanten, der auch noch einen Tag nach ihrem Geburtstag durch ihre Tür kommt.

„Tante Martha war nie der Typ, der viel für sich brauchte“, stellt Nichte Regina Buzziol fest. „Sie war sehr bescheiden und immer für andere da. Uns etwas Gutes zu tun, war quasi ihr einziges Hobby.“ Diese Fürsorglichkeit sei ihr Lebenserhalt gewesen, so Rüdiger. Auch Timpernagels Haut wirkt erstaunlich frisch. „Das kommt daher, dass sich diese Generation sich nicht ständig irgendwelche Kosmetik auf die Haut geklatscht hat!“, meint Buzziol. Erik Wenk

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