Links und rechts der Langen Brücke: Eine Wertschätzung
Jan Kixmüller über die Weitläufigkeit exzellenter Wissenschaft im Großen und die Bedeutung ihrer Förderung im Kleinen
Stand:
Was für ein Preissegen. Als sei es nicht genug der Ehre, dass diverse Potsdamer Forscher zusammen mit ihren Kollegen des UN-Weltklimarates nun für ihre Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden, ging in dieser Woche dann noch ein weiterer Preisregen auf Potsdamer Wissenschaftler nieder. Erst erhielt Klimaforscher Stefan Rahmstorf den Umweltpreis, dann verlieh das Land erstmals Absolventen- und Post-Doc-Preise. Und gestern Abend zum Einsteintag der Berlin-Brandenburgischen Akademie erstmals die Verleihung des Nachwuchswissenschaftspreises der Stadt Potsdam. Die Idee dazu einst ein Überbleibsel des Potsdamer „Jahres der Wissenschaft“ 2003 und dann Teil der gescheiterten Bewerbungen zum Titel „Stadt der Wissenschaft“. Nun gut, man unterlag in diesem Frühjahr der Stadt Jena, die sich mit ihren Forschern tatsächlich auch nicht verstecken muss. Doch, so beteuert Stadtoberhaupt Jann Jakobs, Potsdam sei de facto auch ohne den Titel des Stifterrates eine Wissenschaftsstadt. Daher soll es nun jedes Jahr für Potsdams besten Jungwissenschaftler einen Preis geben, einmal um die Bedeutung der Stadt als Forschungsstandort hervorzuheben, dann aber auch, als Wertschätzung der jungen Wissenschaftler in der Stadt. Sie werden in einem Lebensabschnitt gefördert, in dem man noch die Vorstellung hat, alles verändern zu können. Der diesjährige Preisträger Dr. Christian David Ott vermittelte dann auch den Eindruck, als könne er mit seinen Rechenmodellen über Sternexplosionen die Welt noch aus den Angeln heben. Und die Welt ist ihm eine sehr weitläufige, längst in Arizona an einer Uni, die Nachricht über seine Auszeichnung erreichte ihn als Mail in einem New Yorker Coffeeshop. Doch ganz ohne Schattenseite lässt sich die Story nicht erzählen. Kritisiert der junge Mann doch, dass es in Deutschland kaum noch feste Stellen für Wissenschaftler gibt, die zwischen Promotion und Professur stehen. Schnell war er in den USA, wo dies ganz anders ist. Und wir haben wieder einmal ein Beispiel für den viel beklagten Brain Drain. Wenn man nun sagt, dass hier Reformbedarf besteht, dann sollte man auch direkt vor Ort, im Kleinen genauer hinschauen. Lobenswert allemal, dass die Stadt Potsdam die Wissenschaftler als ihr Kapital entdeckt hat. Im nächsten Jahr wird es herausragende Veranstaltungen mit der Forschung und nicht zuletzt auch wieder einen Nachwuchspreis geben. Doch sollte man dabei einen lang gehegten Wunsch der Forscher nicht vergessen: Eine Dependance für die Wissenschaft in der Innenstadt.
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