
© A. Klaer
Töpfermarkt im Holländischen Viertel: Einfach bloß Töppe?
Der Töpfermarkt im Holländischen Viertel war trotz Regens gut besucht. Und bot mehr als erwartet.
Stand:
Potsdam - Bei eitel Sonnenschein über den Markt schlendern, kann jeder. Hart gesottene Besucher kommen auch bei Wind und Wetter. Und so war der Töpfermarkt im Holländischen Viertel auch an diesem Wochenende mit herbstlichem Sonne-Regen-Mix gut besucht, wenngleich manche Tische leer blieben. Offensichtlich waren einige der angekündigten 90 Teilnehmer nicht gekommen. Zum 24. Mal war inmitten der niedlichen Kulisse holländischer Baukunst eine ganz ordentliche Bandbreite des Keramikhandwerks zu sehen.
Die Handwerker aus ganz Deutschland zeigten traditionelles und modernes Design, Witziges, Künstlerisches, Alltagsgeschirr, Gartenkeramik, Dekoration. Dazu kam diverses Handwerk, Kerzen und Korbwaren, Textiles, Schmuck, Lederwaren, Blumenzwiebeln. Und freilich ein paar holländische Imbiss-Stände: Waffeln beispielsweise und natürlich Käse. Die Damen, original holländisch mit Tracht und Akzent, zeigten, wie man mit ganz einfachem Werkzeug seinen eigenen Senf zum Käse herstellen kann.
Töpferbranche auf Märkte angewiesen
Manch ein Besucher konnte dem Regenwetter am Sonntag sogar etwas Gutes abgewinnen. Es sei weniger voll, man könnte mit viel mehr Muße schlendern und schauen. Auch mancher Händler sah das so: Mehr Besucher bedeuten nicht zwangsweise mehr Umsatz. „Die schieben sich dann dicht an dicht hier vorbei und kaufen nichts“, sagte einer. Sie kommen jedes Jahr auf den Töpfermarkt, sagte ein Paar aus Potsdam, egal welches Wetter. Und aus Marburg war eine Dame zur Bundesgartenschau angereist und nahm den Markt gleich mit. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung, sagte sie.
Die Branche ist auf solche Märkte angewiesen: Die wenigsten der kleinen Handwerksbetriebe, oft ein-Mann-Firmen, verfügen über Verkaufsräume. Der Verkauf findet auf Märkten statt. Ein eigener Laden wäre auch Frauke Neumeier zu teuer. Die Keramikerin aus Potsdams hat sich ihre klitzekleine Werkstatt in einem Hinterhof am Weberplatz eingerichtet. Leben könnte sie von ihrem Beruf wohl kaum, aber ohne geht es eben auch nicht. „Ich kann und will nichts anderes.“ Und weil in dreieinhalb Monaten Weihnachten ist, haben Handwerker wie sie derzeit Konjunktur. Neumeiers weiß-goldenes Geschirr macht sich gut für festliche Anlässe. Und bei nicht wenigen Kollegen auf dem Markt gab es bereits Christbaumanhänger aus Keramik.
Nachfolger fehlen
Wenige Meter weiter wurde braunes, dickwandiges Bauernsteinzeug verkauft. „Einfach bloß Töppe“, sagte der Mann hinterm Tisch und zeigte auf das Schild: Keramik aus Görzke. Dort wird in der fünften Generation gearbeitet, es wird wohl die letzte sein. Der Markt sei übersättigt, im Baumarkt alles billiger, so sein Eindruck. Auch die kleine Blaudruckmanufaktur aus Berlin-Charlottenburg, in der nach ganz traditioneller Art Tuch mit hölzernen Modeln bedruckt wird, findet wohl keinen Nachfolger. Immerhin beobachtet Elke Weiss aber, dass sich zunehmend junge Leute für Kunsthandwerk interessieren. Gestern habe ein Student eine Wärmehaube für eine Kaffeekanne gekauft. „Der war ganz glücklich“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: