zum Hauptinhalt
Zeigte Größe: Prinz Charles Napoleon mit Iris Jana Magdowski, Kulturbeigeordnete, und einer Hardenberg-Büste.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Einfach Napoleon sein

Prinz Charles Napoleon, Nachfahre des berühmten Bonaparte, besuchte Potsdam

Stand:

Über Napoleon III., den Wiedergänger des berühmten Napoleon Bonaparte, hat sich Karl Marx seinerzeit spöttisch geäußert: In „Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ schrieb er, alle weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen ereigneten sich zwei Mal, „das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce.“

203 Jahre nachdem Napoleon I. – selbstgekrönter Kaiser Frankreichs – 1806 Potsdam besetzte und die Garnisonkirche besuchte, weilte nun gestern erneut ein Spross der Familie Bonaparte in Potsdam. Freilich kam Prinz Charles Napoleon Bonaparte, auch Napoleon VII. genannt, weder als Imperator nach Potsdam, noch als Farce.

Vielmehr ist der Urgroßenkel von Jérôme Bonaparte, dem Bruder des bekanntesten Korsen, ein sehr friedlicher 59-jähriger Herr, der die Distanz zum Bonapartismus förmlich verkörpert. Das Oberhaupt des Hauses Bonaparte ist stattliche 1,97 Meter groß. Damit unterscheidet er sich sehr von seinem berühmten Vorfahren, denn Napoleon, der Große, war körperlich gesehen recht klein. Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) besuchte der Präsident des Europäischen Verbundes der Napoleon-Städte die Ausstellung „Revolution von oben! Preußens Staatskanzler Karl August von Hardenberg“.

Nein, bekannte er anschließend vor Journalisten, er sei – was sogar Karl Marx seinerzeit hätte milde stimmen können – keineswegs Bonapartist, sondern Sozialdemokrat. Ob es eine Last oder eine Lust sei, ein Bonaparte zu sein, wird er gefragt. Weder noch, antwortete Charles Marie Jérôme Joseph Victor, Prince Napoléon, Duc de Montfort, wie er vollständig heißt, man müsse einfach nur man selbst sein: „Ich bin der, der ich bin.“

Doch eine Gemeinsamkeit hat Bürger Napoleon mit seinem kaiserlichen Vorfahren doch – ein großes Interesse an Friedrich dem Großen. Prinz Charles Napoleon besuchte gestern das Grab Friedrich II. am Schloss Sanssouci und hielt dem Vernehmen nach dort lange inne. Napoleon, der Kaiser, habe den Preußenkönig sehr bewundert, als großen Heerführer, als kulturellen und fortschrittlichen Menschen. Der Aufklärer und Philosoph auf dem Thron habe sich „für das tägliche Leben seines Volkes interessiert“, stellt der Napoleon-Urgroßenkel mit Respekt fest. Dass sein berühmter Vorfahre große Stücke auf den alten Fritz hielt, verdeutliche schon die Tatsache, dass er einige Dinge Friedrichs bei der Besetzung Potsdams durch die Grande Armee an sich nahm, die bis zu seinem Lebensende eine Rolle spielen sollten. Eine Pendeluhr des Preußenkönigs stand auf St. Helena neben dem Sterbebett Napoleons. In seinem Testament vermachte er sie seinem Sohn, als „Zeichen der Kontinuität des Geistes“, wie Prinz Charles Napoleon sagte. Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })