zum Hauptinhalt
Beständig gut. Sebastian Brendel hielt den Einer-Canadier auf Kurs und jubelte am Ende über zwei hart erarbeitete Weltmeistertitel.

© dpa

Sport: „Einfach super“

Der Potsdamer Kanute Sebastian Brendel holt in Moskau die beiden Weltmeister-Titel für Deutschland

Stand:

Die Potsdamer Kanuten haben bei der Weltmeisterschaft am Wochenende in Moskau den Absturz des deutschen Teams etwas abgemildert, konnten aber die schlechteste Medaillenausbeute seit der Wiedervereinigung 1990 nicht verhindern. Sebastian Brendel holte mit seinen beiden Siegen im Einer-Kanadier über 1000 Meter und 5000 Meter am Samstag die einzigen Titel für die Nationalmannschaft. Über 200 Meter wurde er am Sonntag noch einmal Vizeweltmeister hinter dem 19-jährigen Brasilianer Isaquias Queiroz dos Santos. „Einfach super. Ich hab dafür ganz, ganz lang gearbeitet“, sagte Brendel am Sonntag im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF).

Über die olympische Mittelstrecke, die 1000 Meter, paddelte der 26-jährige Olympiasieger von London 2012 am Samstag sogar zu einer Weltbestzeit. „Was habe ich dafür gearbeitet! Aber ich war auch noch nie so kaputt“, verkündete der Potsdamer nach einer Fabelmarke von 3:44,578 Minuten. Auf den letzten Metern überholte er noch den Brasilianer dos Santos, der sich kurz vor dem Ziel nicht mehr im Boot halten konnte, ins Wasser ging und disqualifiziert wurde.

Neben Brendel fuhren die Sprint-Europameister Ronny Rauhe (Potsdam) und Tom Liebscher (Leipzig) im K2 über 200 Meter zu Silber, der Mittelstrecken-Zweierkanadier mit Yul Oeltze (Magdeburg) und Ronald Verch (Potsdam) holte Bronze. Im Kajak-Sprint wurde die Potsdamerin Franziska Weber mit Tina Dietze Zweite. Weber wurde außerdem Vierte im Einer- und (mit Conny Waßmuth) im Vierer-Kajak, Stefan Kiraj Fünfter im Canadier-Sprint.

Damit standen die Potsdamer Kanuten bei sechs der acht Siegerehrungen mit deutscher Beteiligung auf dem Treppchen und ließen das deutsche Team nicht gänzlich abstürzen. Zweimal Gold, fünfmal Silber und einmal Bronze gab es in den 29 Wettbewerben insgesamt – so gering ist die Ausbeute bei Weltmeisterschaften seit 1991 noch nie gewesen. Auf den olympischen Strecken heimsten die seit Jahrzehnten erfolgsverwöhnten Paddler nur drei Medaillen ein. Bisher stand der Negativrekord bei fünf Plaketten von den Weltmeisterschaften 2010 im polnischen Poznan.

„Die Enttäuschung ist groß, aber ich würde nicht von einer Krise reden“, kommentierte Verbandspräsident Thomas Konietzko. „Wir haben immer noch mehr Medaillen geholt, als die meisten anderen olympischen Sportarten hierzulande von ihren Weltmeisterschaften heimbringen.“

Dennoch waren die Titelkämpfe in Russlands Hauptstadt eine krachende Niederlage für den Deutschen Kanu-Verband (DKV), bei dem langjährige Leistungsträger wie die Olympiasiegerinnen Franziska Weber und Tina Dietze oder der Olympia-Dritte Max Hoff sich und Bundestrainer Reiner Kießler teils bitter enttäuschten. „Am Montag werden wir mit Ruhe und Sachverstand unsere Analyse beginnen“, kündigte Konietzko an und demonstrierte Vertrauen in die etablierten Kräfte: „Ich bin sicher, dass diejenigen, die in der Vergangenheit die Weltspitze mitbestimmt haben, das im nächsten Jahr wieder schaffen.“

Im kommenden Jahr muss vieles deutlich besser laufen, wenn einige Paddler nicht schon vorzeitig ihre Ambitionen für Olympia in Rio de Janeiro begraben wollen. Bei den Weltmeisterschaften 2015 in Mailand vergibt der Internationale Kanu-Verband ICF einen Großteil seiner Startplätze für das Ringe-Spektakel in Brasilien. „Da müssen wir die Quotenplätze holen und auf Nummer sicher gehen“, befand Konietzko.

Als größtes deutsches Problemboot erwies sich in Moskau einmal mehr der Kajak-Vierer der Männer mit dem Potsdamer Marius Radow, der nach dem B-Finale letztlich Elfter wurde. Durch eine Vorstellung wie diese würden die Kanuten in Mailand 2015 allein dadurch auf einen Schlag vier Olympia-Starttickets verlieren - mit Auswirkungen auch auf alle anderen Kajak-Disziplinen.

„Das ist mitten zwischen zwei Olympischen Spielen die beste WM, um auch mal solche Erfahrungen zu sammeln. Jetzt sollen sich alle ärgern, dann überlegen wir, wie wir die Scharte wieder auswetzen können“, sagte Konietzko. „Wir haben es nicht gepackt, auf dem Höhepunkt mit breiter Spitze zu überzeugen“, musste Chefcoach Kießler eingestehen.

(mit dpa)

Ergebnisse Seite 17

Ingmar Höfgen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })