
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Einfach und verständlich
Beim Workshop M100 suchen junge Journalisten nach Wegen, wie sie ihr Publikum erreichen
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Julia und Simret genießen ihre Pause. Gerade gab es im „M100 Jugend Medien Workshop“ viel Input in einem Referat über Social Media. Die beiden sind zwei von 23 Teilnehmern am internationalen Workshop für junge Journalisten in Babelsberg, der in diesem Jahr zum siebten Mal stattfindet. Dieser gehört zum Sanssouci Colloquium und wird gemeinsam mit der von der Robert Bosch Stiftung geförderten UFA-Plattform „Du hast die Macht!“ veranstaltet.
Die Teilnehmer kommen aus 15 europäischen Ländern, von Albanien bis Großbritannien. Sie hören nicht nur Vorträge sondern werden auch selbst aktiv. In verschiedenen Teams ziehen sie los und beschäftigen sich mit einem Thema, drehen einen Fernsehbeitrag oder schreiben einen Blog. Ein übergeordnetes Problem gibt es wie in jedem Jahr. Diesmal geht es darum, wie Medien junge Leute erreichen können, die sich nicht für Politik interessieren oder gar keine klassischen Medien wie Zeitungen oder Fernsehen benutzen. Die internationalen Teilnehmer sollen Themen finden, die Jugendliche betreffen und diese dann verständlich aufbereiten.
Julia und Simret drehen mit ihren Teams Beiträge und fahren dafür nach Berlin. Am heutigen Donnerstag werden die Ergebnisse dann auf einer Abschlussveranstaltung vorgestellt. Julia kommt aus Potsdam und studiert in Koblenz Kulturwissenschaft. „Später will ich mal in den Medien arbeiten. Aber erst mal mache ich noch ein Masterstudium in Medienwissenschaft“, sagt die 23-Jährige. Den Workshop sieht sie als gute Vorbereitung. Dabei kam sie eher zufällig dazu, weil ihre Mutter den Aufruf zur Bewerbung in der Zeitung fand. Das Thema des Workshops sieht sie als Problem der Eltern: „Wenn Kinder mit Politik aufwachsen und die Eltern Nachrichten anschauen, dann ist ihnen das auch nicht fremd.“ Andererseits hänge das Interesse auch vom Thema ab: „Als es um den Rücktritt von Guttenberg ging, gab es auch in kurzer Zeit Facebook-Gruppen mit hunderttausenden Mitgliedern dazu.“ Für ihren Fernsehbeitrag will ihr Team mit Sprayern sprechen und die Anwohner befragen.
Simret aus London will sich mit ihrem Team auf die Suche nach Beispielen für die gelungene Integration von Migranten in Berlin-Neukölln machen. Das interessiert sie nicht nur wegen der kürzlichen Ausschreitungen in Großbritannien, bei denen besonders in benachteiligten Vierteln randaliert und geplündert wurde. Die 26-Jährige arbeitet selbst mit jungen Leuten, die eine Jugendstrafe abgesessen haben oder obdachlos sind. „Sie wissen oft gar nicht, was in ihrer Gemeinde passiert und welche Möglichkeiten sie haben“, erklärt die Sozialarbeiterin, die nebenbei kleine Videos dreht und ins Internet stellt. „Viele von den Jugendlichen, mit denen ich arbeite, sind von der Information einfach überfordert. Die Medien sollten die Informationen so aufbereiten, dass sie auch einfach verständlich sind“, sagte Simret. Auf den Potsdamer Workshop ist sie durch einen befreundeten Fotografen aufmerksam geworden. Nun freut sie sich darüber, sich mit jungen Journalisten aus so vielen verschiedenen Ländern austauschen zu können.
Das ist auch der Gedanke hinter dem Workshop: Über das eigentliche Treffen hinaus kann sich so ein Netzwerk entwickeln, das ähnliche Fragen aus den Blickwinkeln verschiedener Länder betrachtet. Für Julia und Simret ist das auf jeden Fall ein Gewinn.
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