
© Maja Hitij/dapd
Landeshauptstadt: Eingehüllt in Kalbsmagen
Eine Foto-Ausstellung im Museum für Kommunikation zeigt Kleidung aus Lebensmitteln
Stand:
Berlin - Es könnte ein ganz normales Fotoshooting sein, wäre da nicht dieser Fischgeruch. Mit jedem Schritt, den das Model macht, breitet er sich weiter im Berliner Museum für Kommunikation aus. „Sie trägt Kleidung aus Lachshaut, Nudelteig und Kalbsmagen“, sagt der Fotograf Helge Kirchberger mit einem sichtlich stolzen Blick. Die Inszenierung ist Teil seines Kunstprojektes „Fashion Food“, das er zusammen mit dem österreichischen Spitzenkoch Roland Trettl ins Leben gerufen hat.
Für dieses Projekt haben die beiden Künstler Models in Lebensmittel gehüllt und dann fotografiert. So wurden Tintenfischtentakel zu Schals, Nudelteig zu Oberteilen und Königskrabben zu Kopfschmuck. „Am Anfang war es komisch. Man darf halt nicht darüber nachdenken, was man dort am Körper trägt“, sagt Model Anna Schwartz. Inzwischen finde sie die essbaren Kleidungsstücke aber „eine ziemlich coole Klamotte“, sagt die 21-Jährige. Rund 50 der so entstandenen Foto-Kunstwerke sind derzeit im Museum für Kommunikation in Berlin zu sehen.
Ein Fotowettbewerb brachte Kirchberger auf die Idee für sein ungewöhnliches Projekt: „Das war ein Wettbewerb zur Fashion Week in Düsseldorf. Da habe ich etwas gesucht, das es in der Form noch nicht gab“, sagt Kirchberger. Dann sei ihm der Einfall mit den Lebensmitteln gekommen und er habe Roland Trettl mit ins Boot geholt. „Für mich als Koch sind edle Produkte sehr wichtig. Da finde ich es passend, wenn diese Produkte in Szene gesetzt werden“, sagt Trettl.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten die Models auch mit ganzen Schweineköpfen posiert. „Das war mir dann aber zu viel und ich konnte ihn davon überzeugen, die Ideen etwas abzuschwächen“, erzählt Fotograf Kirchberger. Bedenken, weil er Lebensmittel für seine Kunst zweckentfremdet, hat der Österreicher nicht. „Die Deutschen schmeißen jedes Jahr 20 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll. Da fällt unser Nudelteig nicht ins Gewicht“, sagt Kirchberger. Außerdem seien unter den verwendeten Materialien auch Abfälle.
Eine ähnliche Meinung vertritt auch die Direktorin des Museums für Kommunikation, Lieselotte Kugler: „Man sollte nicht nur das einzelne Element in den Bildern sehen, sondern das Gesamtkunstwerk.“ Die Ästhetik der Bilder sei sehr faszinierend und sie würden „eine gewisse Erotik“ ausstrahlen.
Die Kunstwerke werden noch bis zum 29. Januar in dem Museum an der Leipziger Straße zu sehen sein.
Julia Becker
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: