
© M. Thomas
Von Peer Straube: „Eingreiftruppe“ gegen Bausünden
Bundesstiftung Baukultur gibt Startschuss für die Sanierung der Husarenvilla in der Schiffbauergasse
Stand:
Die Kavallerie wirbelt den ersten sichtbaren Staub auf. Gestern wurde vor der „Roten Villa“ in der Schiffbauergasse das Bauschild enthüllt, das den Beginn der Sanierung des Hauses zum Sitz der Bundesstiftung Baukultur markieren soll.
Der Vergleich zur Reiterei kommt nicht von ungefähr. Denn, so erklärte es Stiftungsvorstandschef Michael Braum, die „Rote Villa“ heiße gar nicht so, sondern Husarenvilla. Und in dieser Tradition sieht sich die Stiftung auch. „Eine kleine Eingreiftruppe wollen wir sein, die nur durch außerordentliche Überraschungen siegen kann“, sagte Braum augenzwinkernd. Die Geschichte der Institution reicht bekanntlich bereits mehrere Jahre zurück. Im Oktober 2006 entschied man sich für Potsdam als Sitz der neuen Bundeseinrichtung. „Gegen starke Mitkonkurrenten“ habe man sich durchgesetzt, freute sich die neue Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU). Doch sei die Kür der alten Preußenresidenz mit ihren Welterbeparks und -schlössern eine „logisch nachvollziehbare“ auch für jene gewesen, „die nicht mit Heimatstolz auf Potsdam blicken“.
Dass die Stiftung seit dem Start ihrer Tätigkeit trotzdem noch immer provisorisch in den benachbarten Pferdeställen neben dem Fluxus-Museum untergebracht ist, habe „viele Gründe“, sagte Braum. Angetreten war man mit der Vorstellung, Ende dieses Jahres in die sanierte Villa zu ziehen, nun soll es erst im Herbst 2010 soweit sein. „Schneller war das offenbar nicht möglich“, bedauerte Braum und konnte sich einen Seitenhieb auf das Arbeitstempo von Behörden nicht verkneifen: „Es stimmt nachdenklich, wenn Planungs- und Abstimmungsprozesse länger dauern als der Bau.“
Der soll 1,5 Millionen Euro kosten, den Löwenanteil bezahlt das Land. Immerhin 300 000 Euro steuert der Bund selbst bei, aus Mitteln des Konjunkturpakets II. Das Geld habe man bekommen, weil das Haus energetisch saniert werden soll, etwa durch das Anbringen einer Photovoltaikanlage, Dreifach-Verglasungen und eine Betonkerntemperierung. Damit wolle man deutlich machen, dass in Deutschland nachhaltiges, energetisches Bauen eine große Bedeutung hat, sagte Engelbert Lütke Daldrup, Chef des Stiftungsrats. Auch das sei Baukultur, betonte er. „Wir haben die Chance, aus einem hässlichen Entlein einen kleinen architektonischen Schwan zu machen.“
Rein äußerlich wird die Villa nach dem Umbau kaum wiederzuerkennen sein. Anstelle des toxinverseuchten alten Dachstuhls mit Gaubenfenstern tritt ein Flachdach, das dem Gebäude ein eher quaderförmiges Aussehen verleiht. Die alten roten Klinker werden mit großzügigen Glasfronten kontrastiert. Im letzten Sommer hatte das Berliner Architekturbüro Springer den ausgelobten Architekturwettbewerb gewonnen. Auf drei Etagen können dann die sechs festen und bis zu drei freien Mitarbeitern ihrer beratenden Tätigkeit nachgehen. Als öffentlich-rechtliches Gremium will sie eine „Plattform für gutes Planen und Bauen“ sein, die „übergreifend den öffentlichen Dialog über die Kriterien für Baukultur organisiert“. Eine Ausstellung im Erdgeschoss soll die Besucher über die Tätigkeit der Einrichtung aufklären.
Die eigentlichen Bauarbeiten beginnen indes erst im Herbst. Den Enthüllungstermin des Bauschildes habe man lediglich in den Sommer vorgezogen, weil wegen der politischen Sommerpause „alle mehr Zeit haben“, scherzte Daldrup.
Die Husarenvilla wurde 1905 als Kammergebäude für das Leibgarde-Husaren-Regiment errichtet. Nach der Kaiserzeit nutzte erst die Reichswehr, dann die Wehrmacht das Gebäude. Nach dem Krieg zog für elf Jahre Gewerbe ein, bevor es mit der Roten Armee wiederum das Militär in Beschlag nahm. 1994 zogen die Russen ab, danach diente die Villa als Büro für die Kultureinrichtungen, später auch für die Bauleitung des Standorts Schiffbauergasse.
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