Landeshauptstadt: Einheit in der Vielfalt
Die Bahá’í-Gemeinde feiert den 200. Geburtstag ihres Religionsstifters
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Was für Christen Weihnachten ist, an dem sie die Geburt Jesu feiern, ist für die Bahá'í der Geburtstag ihres Stifters Bahá'u'lláh, der sich in diesem Jahr zum 200. Mal jährt und am 22. Oktober gefeiert wird. Auch die Bahá'í in Potsdam, mit rund 40 Mitgliedern die kleinste Religionsgemeinschaft der Landeshauptstadt, begeht diesen Anlass am Wochenende mit einer Festveranstaltung von Samstag bis Sonntag im Treffpunkt Freizeit.
Warum an zwei Tagen? Weil am 21. Oktober auch noch der Geburtstag des Báb stattfindet, eines religiösen Reformers, der dem Bahá'ítum den Weg bereitet hat. „Diese beiden Geburtstage werden von uns immer zusammen gefeiert“, erklärt Nadi Towfigh, Mitglied des Geistigen Rates, der die administrativen Aufgaben der Potsdamer Gemeinde regelt.
Als jüngste der Weltreligionen, die an einen gemeinsamen Ursprung aller Religionen glaubt, spricht sich das Bahá'ítum für interreligiösen Dialog und Weltfrieden aus. Unter diesem Motto steht auch das Programm am Wochenende, das ab elf Uhr mit dem Rezitieren und Singen von Texten des Báb und Bahá'u'lláhs beginnen wird – auf deutsch, englisch, arabisch und farsi.
Studienkreise und Jugendgruppen werden einen Einblick in die Inhalte der sehr liberal und humanistisch geprägten Religion und die Aktivitäten der Gemeinde in Potsdam geben. Ein Raum der Stille wird stündlich Andachten anbieten und in einem Kreativraum soll gemeinsam ein Globus ohne Grenzen gestaltet werden – gemäß dem Motto der Veranstaltung: „Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger“, einem Ausspruch Bahá'u'lláhs.
„Wir werden auch einen Brief des Bahá'í-Weltzentrums verlesen und Video-Grußbotschaften anderer Gemeinden auf der ganzen Welt zeigen, zum Beispiel aus Australien, Südafrika und England“, sagt Towfigh. Der Doppelgeburtstag werde je nach Land und Kultur sehr unterschiedlich gestaltet, auch wenn die religiösen Inhalte die gleichen seien, so Towfigh: „Bei anderen findet das Ganze in der Natur statt oder es gibt einen großen Laternenumzug. Im Kongo gab es schon vorab einen riesigen Marsch, bei dem tausende Menschen singend durch die Straßen gezogen sind.“
Gesang, Tanz und auch ein kleines Theaterstück wird es an beiden Tagen der Feier im Treffpunkt Freizeit geben. Besonders spannend dürfte der Auftakt am Sonntag sein, dann werden verschiedene Vertreter der evangelischen, katholischen, jüdischen, muslimischen und buddhistischen Gemeinden Gebete und Texte ihrer Religionen rezitieren. Unter anderem werden der Geflüchtetenpfarrer Bernhard Fricke und Pastoralreferentin Eva Wawrzyniak teilnehmen. Dies entspricht dem Selbstverständnis der Bahá'í, die in ihren Andachten auch Texte aller anderen Weltreligionen lesen.
Einheit in der Vielfalt, so lautet die Botschaft: „Wir wünschen uns, dass möglichst viele unterschiedliche Menschen an den beiden Tagen teilnehmen werden“, sagt Towfigh. „Wir wollen gemeinsam feiern, dass wir alle eine große Menschheitsfamilie sind.“ Erik Wenk
Programm unter: www.potsdam.bahai.de
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