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Sport: Einigkeit

Für Potsdams Olympia-Hoffnungen ist ein Boykott der Spiele in Peking kein Thema

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Ein Teil von ihnen wird die Reise nach China antreten, ein hoffentlich bedeutend kleinerer zu Hause bleiben müssen. Bevor jedoch die Spreu vom Weizen getrennt wird, trafen sich Potsdamer Olympiakader am Dienstagabend in den Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer (IHK) noch einmal zum gemeinsamen Empfang. 25 Athleten und 13 Trainer zählen zum „Team Peking - Land Brandenburg“, und nahezu alle kamen auch an die Breite Straße. Neben dem erkrankten Olympiasieger Tim Wieskötter vom Kanuclub Potsdam fehlte unter anderem auch Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch. Sie hatte an diesem Tag einen Werbespot mit Moderator Waldemar Hartmann gedreht und im ZDF mit ihrer Aussage für Aufsehen gesorgt, der Olympia-Eröffnungsfeier aus Protest an den Menschenrechtsverletzungen Chinas in Tibet fern zu bleiben (PNN berichteten).

Ein Zeichen wollte die 27-Jährige, die als erste und einzige deutsche Judo- Kämpferin Olympiagold holte, damit setzen. Zumindest bei einigen der großen Hoffnungsträger Potsdams stieß ihr Vorhaben auf wenig Gegenliebe. „Ich werde auf alle Fälle an der Eröffnungsveranstaltung teilnehmen“, versicherte Ruder-Olympiasiegerin Kathrin Boron. „In Peking wären es meine fünften Spiele, aber an der Eröffnung konnte ich noch nie teilnehmen.“ Allerdings engagiere sie sich intensiv bei der Initiative „Sportler für Menschenrechte“ und setze damit ein Zeichen ihres Protestes gegen das Vorgehen Chinas in Tibet. Kanu-Olympiasiegerin Katrin Wagner- Augustin will hingegen völlig auf Protest verzichten. „Wenn schon die Politiker an der Situation in China nichts ändern können, können wir Sportler es auch nicht.“

Einigkeit herrschte hingegen darüber, dass ein Boykott der Spiele kein geeignetes Mittel ist. „Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen“, sagt Brandenburgs Sport- und Bildungsminister Holger Rupprecht. „Ein Boykott der Spiele hat noch nie etwas gebracht.“ Und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte: „Die Wirtschaft lässt in China produzieren und profitiert in hohem Maß. Darauf sollte man auch mit dem Finger zeigen. Die Jugend soll sich bei Olympia friedlich messen, sich aber auch mit der Verletzung der Menschenrechte auseinandersetzen.“

Auf der Bühne des IHK-Saals machten Potsdams Olympia-Hoffnungen fast durch die Bank weg einen zuversichtlichen Eindruck. Allein Leichtgewichts-Ruderin Daniela Reimer haderte noch ein wenig mit ihren bis jetzt gezeigten Leistungen. „Ich bin noch nicht zufrieden“, sagte die einstige Doppelzweier-Weltmeisterin. „Wahrscheinlich ist das eine reine Kopfsache.“ Kathrin Boron hingegen präsentierte sich siegessicher – ihr Rippenbruch ist längst ausgeheilt, so dass sie am Wochenende bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften auf dem Brandenburger Beetzsee in die nationale Olympiaqualifikation starten kann.

Übrigens: Als Pierre de Coubertin die Olympischen Spiele der Neuzeit ins Leben rief, war er entschieden gegen die Teilnahme von Frauen. Sie bilden heute den größten Teil der Brandenburger Olympia-Hoffnungen..

Henner Mallwitz

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