Landeshauptstadt: Einkaufen auf sicherem Baugrund

Zentrum-Ost - Modern sieht er aus, der Rohbau des neuen Rewe-Marktes im Zentrum-Ost: Eine langgezogene Halle aus Beton und Stein. Viel Licht fällt durch die große Glasfront. Der Bau mit seinen 35 Meter langen Dachbindern atmet eine gewisse Leichtigkeit. Zeitgemäß wirkt das Ganze, aber nicht ungewöhnlich. Spektakulär hingegen ist das, was dem Auge des Betrachters heutzutage verborgen bleibt: Für den Bau wurde eine acht Meter tiefe Grube ausgehoben. 15 000 Kubikmeter Erdreich habe man dafür ausbaggern müssen, berichtete Bauunternehmer Thomas Schielicke auf dem Richtfest am gestrigen Mittwoch. „Die Leute haben alle gedacht, wir bauen hier eine Tiefgarage“.

Als Beweis für die gewaltige Buddeltätigkeit seiner Firma zeigt Schielicke Bilder vom „Tagebau“ im Zentrum-Ost. Auf einem Foto verschwindet ein Bagger fast in einem Erdloch. Auf einem anderen Bild verwandelt sich ein Teil des Baufeldes in einen See. „Wir mussten schneller graben, als das Wasser kommt“, erklärte Schielicke. Ab vier Metern Tiefe beginne das Grundwasser. Der Riesenaufwand sei nötig gewesen, weil unterhalb von drei Metern eine Torfschicht beginne. Die könne den Bau nicht tragen. Also habe man den Torf gegen Kies austauschen müssen. Die alte Rewe-Kaufhalle, am gleichen Standort einst auf Pfählen gegründet, versank zwar auch nicht im Potsdamer Torf. Doch die alten Pfähle habe man schon wegen der veränderten Bauvorschriften nicht wieder verwenden können, so Schielicke.

Von etwa dreieinhalb Millionen Euro Investitionsvolumen spricht Daniel Egenter. Er habe das Gelände mit seiner Firma „Egenter & Czischka“ von Rewe gekauft. Eine kleinere Fläche für den Parkplatz habe man zudem von der Stadt erworben, so Egenter. Der Mietvertrag mit der Firma Rewe sei bereits abgeschlossen. Die Laufzeit betrage 15 Jahre – mit der Option zur Verlängerung. Laut Egenter hat der Neubau eine Grundfläche von gut 2 000 Quadratmetern und damit über 400 Quadratmeter mehr als die alte Rewe-Halle.

„Das ist heute ein guter Tag fürs Zentrum-Ost“, meinte Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) in seiner kleinen Ansprache auf dem gestrigen Richtfest. Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionschef der Linken im Potsdamer Stadtparlament, erklärte in einer schriftlichen Mitteilung, er freue sich, dass es mit einer Unterschriftensammlung und der Unterstützung durch die Die Linke gelungen sei, den bisherigen Einkaufs-Standort zu retten. Einst waren Pläne laut geworden, den alten – und nunmehr zugleich neuen – Standort zugunsten eines anderen, näher an einer Hauptstraße gelegenen Bauplatzes aufzugeben.

Während das Rewe-Interimszelt in Nachbarschaft des Neubaus voraussichtlich im September ausgedient haben wird, weil dann der neue Markt in Betrieb gehen soll, müssen die Rewe-Kunden im Marktcenter an der Breiten Straße noch ein wenig länger auf ihre gewohnte Einkaufsmöglichkeit verzichten. Der dortige Markt schloss am vergangenen Samstag seine Pforten und soll in der Hülle des Marktcenters komplett neu gebaut werden. Laut Seniorchef Siegfried Grube wolle man am diesjährigen Nikolaustag den Markt neu eröffnen. Das Geschäft werde nach dem Umbau wesentlich größer sein als bisher. Man werde dann auch eine Bedientheke für Fleisch und Käse haben. Holger Catenhusen