SCHÖNBOHM meint: Einkaufen muss jeder - aber wie?

Jetzt gehe ich wieder einkaufen für den Haushalt und für mich. Es gibt genügend Auswahlmöglichkeiten – wer die Wahl hat, hat die Qual. Die Quälgeister sind jedoch unterschiedlicher Art: Individuelles Bedürfnis, tatsächlicher Bedarf, fachkundige Bedienung, der Parkplatz in der Nähe und schließlich der Preis stehen manchmal in heftigem Konflikt zueinander. Die hörbaren Beratungen der einkaufenden Ehepaare zeigen, dass man sich auf den Einkauf gut vorbereitet und die unterschiedlichen Preisangebote studiert hat. Sie wissen, was sie wollen – im Gegensatz zu mir und anderen. Am zögerlichen Verhalten der anderen Einkäufer kann ich feststellen, dass auch diese sich in einer Auseinandersetzung zwischen Bedürfnis und Bedarf, Kaufen und Liegenlassen befinden. Haben sie sich entschieden, drängen sie jedoch entschlossen mit ihren beladenen Einkaufswagen an eine möglichst leere Kasse und können überhaupt nicht begreifen, dass jemand noch unentschlossen herumsteht und möglicherweise den schnellen Zugang zu ihrer Kasse behindert. Kommt dann noch ein Käufer mit nur zwei oder drei Artikeln und bittet durch Mimik und Gestik, doch bitte nur wegen des schnellen Kleineinkaufs vorgelassen zu werden, dann beginnt ein interessanter Vorgang: Einige sehen weg, als wenn sie gar nicht sein Ansinnen verstünden, andere wiederum stellen nur mürrisch fest, dass sie auch anstünden, und einige machen freundlich Platz. Die freundlich Platz Machenden und der Vorgelassene wünschen sich dann anschließend gegenseitig einen schönen Tag und verlassen frohgemut den Einkaufsmarkt. Die Mürrischen dagegen bleiben mürrisch.

Unser Autor Jörg Schönbohm ist ehemaliger Innenminister des Landes Brandenburg, Senator in Berlin, General a.D. der Bundeswehr und Ehrenvorsitzender der CDU Brandenburg. Er lebt in Kleinmachnow.