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Landeshauptstadt: Einkommen gesunken

Sozialbericht 2005: „Plattenbaugebiete bei Vergabe von öffentlichen Mitteln prioritär behandeln“

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Sozialbericht 2005: „Plattenbaugebiete bei Vergabe von öffentlichen Mitteln prioritär behandeln“ Bei Potsdamer Kindern werden deutlich häufiger Defizite in der Grob- und Feinmotorik diagnostiziert als anderswo im Land Brandenburg. Auch psychische Erkrankungen, Allergien sowie Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen spielen bei Schuleingangsuntersuchungen in der Landeshauptstadt eine größere Rolle als in anderen Landesteilen. Dies geht aus dem gestern veröffentlichten Sozialbericht der Stadt „Armut und Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen in der Landeshauptstadt“ hervor. Große Überraschungen habe es bei der Erarbeitung des Berichtes nicht gegeben, sagte die Sozialbeigeordnete Elona Müller bei der Präsentation und wertete dies als gutes Zeichen für die Arbeit der Verwaltung. Die Probleme würden an den richtigen Stellen angepackt. Die Statistiken liegen nun gebündelt in 128 Seiten auf dem Tisch, eine Ursachenforschung oder Bürgerbefragungen über die Einschätzung der eigenen Lebenssituation seien jedoch nicht betrieben worden. Der Sozialbericht spiegelt somit die Landeshauptstadt statistisch sowie erstmals in den neu eingeführten Sozialräumen wieder und sei laut Verfasserin Martina Trauth-Koschnick ein Lebenslagenbericht. Er umfasse mehr als die Darstellung der Einkommenssituation eines Haushaltes und betrachte zusätzlich das Wohnumfeld unter anderem mit Spielplätzen, Schulen, Gesundheit und Freizeit. Daher sei nicht automatisch jeder Arbeitslosengeld-II-Empfänger als von Armut betroffen dargestellt, auch wenn die eigene Wahrnehmung dies wiederspiegeln könnte. Als positive Faktoren der Potsdam werden in dem Bericht der Altersdurchschnitt beziehungsweise die Wachstumsprognosen der Bevölkerungszahl angeführt. Im Durchschnitt älteste Sozialräume sind mit 42,3 Jahren Potsdam- West und Mitte als Sozialraum III sowie Schlaatz, Waldstadt und Potsdam-Süd als Sozialraum VI. Dabei sind beide Räume in ihren sozialen Strukturen unterschiedlich: Ende des vergangenen Jahres waren laut der Statistik 18 Prozent der unter 18-Jährigen abhängig von Sozialhilfe, in der Mitte und West waren es 7,9 Prozent. Auch die Arbeitslosenquote, die Anzahl der Alleinerziehenden mit Sozialhilfe sowie der Anteil der Wohngeldempfänger ist in den Plattenbezirken deutlich höher als in Mitte und Potsdam-West. Daher schlägt Martina Trauth-Koschnick vor, dass die Gebiete Stern, Drewitz, Kirchsteigfeld, Schlaatz, Waldstadt und Potsdam-Süd „bei der Vergabe von öffentlichen Mitteln prioritär zu behandeln sind“. Zudem sollten ihrer Meinung nach Informationen zur „sozialen Struktur und zur bestehenden Infrastruktur“ regelmäßig kleinräumig vorgelegt werden. Die Entwicklung des Haushaltsnettoeinkommens in der Stadt ist laut dem Bericht seit zwei Jahren rückläufig und betrug im vergangenen Jahr 1528 Euro monatlich. Dabei nehme die Anzahl der einkommensschwachen Haushalte zu. Laut dem Bericht ist davon auszugehen, dass ein Drittel aller Haushalte in Potsdam mit einem Nettoeinkommen von 500 bis 1300 Euro auskommen muss. Dies habe Folgen für die Situation der Kinder. Mehr als ein Drittel der Hilfeempfänger seien Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre – die kleinsten, bis zu drei Jahren, seien zudem am stärksten davon betroffen. Der Bericht teilt Familien mit Kindern in verschiedene Sozialstatus ein: niedrig, mittel und hoch. Dabei habe sich gezeigt, dass Kinder aus sozial schwachen Familien häufiger gesundheitliche Beeinträchtigungen vorweisen als andere. So würden Kinder mit dem Status „niedrig“ statistisch gesehen zwar seltener Übergewicht oder Allergien aufweisen, jedoch häufiger Seh-, Sprach- und Sprechstörungen, intellektuelle Entwicklungsverzögerung sowie emotionale und soziale Störungen. Die Häufigkeit sei laut Elona Müller ein Widerspruch. Der als gut befundene Lebenslagenansatz in der Stadt stehe im Kontrast zu den häufiger als anderswo festgestellten Auffälligkeiten.

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