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Von Heike Kampe: Einmal Chef im Kino sein

Das Babelsberger Film-Gymnasium und das Thalia-Arthouse-Kino werden künftig zusammenarbeiten

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Babelsberg - Das Kino auch einmal hinter den Kulissen erleben – diese Möglichkeit erhalten die Schüler des privaten Babelsberger Film-Gymnasiums von nun an regelmäßig. Jüngst unterzeichneten der Direktor des Film-Gymnasiums, Michael Rißleben, und der Geschäftsführer des Thalia-Kinos, Thomas Bastian, einen Kooperationsvertrag. „Wir sind das Babelsberger Gymnasium, das Thalia ist das Babelsberger Kino – da lag es für uns nahe, mit dem Kino zusammenzuarbeiten“, erläutert Lehrer Carsten Sass, der den Anstoß für die Partnerschaft zwischen Schule und Kino gab.

Die beiden Kooperationspartner haben sich viel vorgenommen. „Wir können der Schule unser Haus zur Verfügung stellen“, sagt Thomas Bastian. Auf dem Programm stehen Führungen durch das Thalia und die Vorstellung der Arbeitsplätze in einem Kino. Auch ein Schulfilmfest ist geplant. Anknüpfend an die derzeit bestehende Filmreihe „Wo bitte geht’s zum Film?“ wird es eine neue Reihe geben, in der Filmperlen aus Ost und West in der Mensa des Film-Gymnasiums gezeigt werden. „Herr Bastian wird Filme aus der BRD-Zeit aussuchen, die ihn und andere beeinflusst haben, aber in Vergessenheit geraten sind. Selbiges könnte für die DDR-Zeit vielleicht von uns geleistet werden“, erläutert Carsten Sass.

Mit der Unterstützung von Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) soll eine Film-Projektwoche organisiert werden. „Von der Zusammenstellung des Programms über das Marketing bis hin zum Kassieren und Vorführen der Filme – in der Projektwoche werden die Schüler den Kinobetrieb in allen Facetten kennenlernen“, erläutert Thomas Bastian. Auch das Urheberrecht werde dabei ein Thema sein. „So haben wir es in der Schule gelernt, und so sieht es dann im richtigen Leben aus“ – dies sollen die Schüler dank der Zusammenarbeit mit dem Kino erfahren, erklärt Schuldirektor Michael Rißleben. Auch als Rezensenten werden die Gymnasiasten demnächst Erfahrungen sammeln können: Jeden Monat werden die Schüler über aktuelle Filme aus dem Kinoprogramm berichten.

Thalia-Chef Bastian erhofft sich von der Partnerschaft mit dem Film-Gymnasium auch einen Einfluss auf die Sehgewohnheiten der Schüler. „Bis jetzt haben wir in unserem Programm neben den Filmen für Erwachsene den Fokus auf Kinderfilme gelegt. Bei den Zehn- bis 18-Jährigen haben wir aber eine Lücke.“ Dieses Alter werde gerade vom Film-Gymnasium gut abgedeckt. Auch dank der für Schüler des Film-Gymnasiums vergünstigten Eintrittspreise hofft Bastian, dass mehr Schüler in sein Kino kommen und sich auch einmal „Filme abseits des Mainstreams“ anschauen. Zusätzlich zur Schülerermäßigung gibt es noch einmal einen Euro Rabatt für die Babelsberger Film-Gymnasiasten. Jugendarbeit sei auch für ihn als Kinobetreiber wichtig, so Bastian. „Wenn es uns gelingt, ein paar Schüler dafür zu begeistern sich auch einmal andere Filme als die üblichen anzuschauen, können wir diese auch später als Gäste begrüßen“, so Bastian. Die Sehgewohnheiten der Schüler könnten sich verändern und erweitern, andere Sichtweisen gefördert werden. Michael Rißleben ist überzeugt: Das Film-Gymnasium und das Thalia-Kino passen gut zueinander, auch dank des internationalen filmischen Schwerpunktes, der sowohl im Kino als auch am Gymnasium gesetzt wird. „Es geht auch darum, die Traditionen des Kinos zu wahren und zu erhalten“, ergänzt er.

Knapp 400 Schüler besuchen derzeit das Film-Gymnasium, wo neben dem regulären Unterricht medienspezifische Fächer wie Schauspiel, Regie oder Kamera angeboten werden. Derzeit laufen die Bauarbeiten am neuen Domizil der Schule, dem Mediencampus. Nach dem Umzug, der Anfang 2011 erfolgen soll, können mehr als 700 Schüler am Film-Gymnasium in der Trägerschaft der Anerkannten Schulgesellschaft (ASG) aus Annaberg-Buchholz unterrichtet werden. Bereits im August hatte das Gymnasium einen Kooperationsvertrag mit der HFF unterzeichnet.

Heike Kampe

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