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Landeshauptstadt: Einmal Gold, einmal Bronze

Vor dem Schloss wird Mäzen Hasso Plattner geehrt. Und ein Schriftzug mahnt, dass es gar kein Schloss ist

Von Peer Straube

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Innenstadt - Die Tafel ist schlicht, unscheinbar fast. „Dank großzügiger Spenden“ steht darauf, „erhielt der Neubau des Landtages Brandenburg ein Kupferdach und eine Sandsteinfassade. Die äußere Gestalt des Gebäudes folgt damit den historischen Entwürfen des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753). Wir danken Prof. Dr. h.c. mult. Hasso Plattner.“

Fast 23 Millionen Euro hatte der Software-Milliardär und Mäzen Plattner für die Stadtschlosshülle gespendet. Am gestrigen Donnerstag hat das Land seinen Dank dafür dauerhaft sichtbar gemacht, übrigens zweisprachig auf Deutsch und Englisch. Direkt vor dem Schloss, auf dem künftigen Steubenplatz, in Bronze gegossen, auf einer 1,40 Meter hohen und 60 Zentimeter breiten Tafel.

Diese Würdigung sei längst fällig gewesen, sagte die Potsdamerin Ulrike Bauers, die mit ihrem Mann extra zur offiziellen Enthüllung der Stele durch Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gekommen war. „Ich bin Hasso Plattner sehr dankbar, dass er das Geld für die Fassade gespendet und für das Kupferdach noch mal nachgelegt hat.“ Auch Rotraud Sprenger freut sich. „Ich finde das angemessen, wenn man bedenkt, dass das Gebäude ohne Hasso Plattner gar nicht wie ein Schloss ausgesehen hätte“, erklärte die Potsdamerin. Barbara Kuster, Sprecherin der Bürgerinitiative Mitteschön, sieht die Würdigung sogar als „ein Muss“ an. Plattner sei „der große Retter“, der bei der Landtagshülle „die Wende“ gebracht habe.

So sieht es offenbar auch Jakobs. „Mir geht das Herz auf, wenn ich das Gebäude sehe“, sagte der Rathauschef schwärmerisch. Er glaube sogar, erklärte Jakobs mit Blick auf die Schlosskritiker, „dass so gut wie alle Potsdamer darüber begeistert sind, was hier entstanden ist“. Markov sprach von einem Gebäude, „das Potsdam seine Prägung wiedergibt“.

Plattner selbst war bei seiner Ehrung nicht anwesend, weil er gerade im Ausland weilt. Allerdings ließ er seine Freude schriftlich übermitteln: Er hoffe, „dass alle Potsdamer Frieden schließen mit diesem wunderbaren Gebäude“. Der SAP-Mitbegründer freue sich, „einen Beitrag für die Stadt Potsdam erbringen zu dürfen, der hoffentlich wieder Jahrhunderte überdauert“.

Bezahlt wurde die Stele vom Land. Die Kosten für das von der Kunstgießerei Lauchhammer geschaffene Werk bewegen sich laut Finanzministerium im „niedrigen vierstelligen Bereich“.

Dass es sich eigentlich nicht um ein Schloss, sondern um einen Landtag in Schlossgestalt handelt, macht seit gestern auch ein Schriftzug deutlich, den die Potsdamer Künstlerin Annette Paul entworfen hat. „Ceci n’est pas un château“ – auf Deutsch: „Dies ist kein Schloss“ prangt in goldenen Lettern auf der Westseite des Gebäudes. Inspirieren ließ sich die Künstlerin dabei von einem berühmten Gemälde von Magritte (siehe Interview rechts).

Dass er an etwas Besonderem mitgewirkt hat, empfindet auch David Milzow. „So etwas macht man nicht alle Tage“, sagte der Potsdamer Stuckateur. Gemeinsam mit Kollegen hat er die Buchstaben des Schriftzugs angebracht. Die Vergoldung ist ebenfalls nur Fassade – so wie das Schloss. Die Buchstaben bestehen nämlich aus Beton.

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