
© Julius Frick
Bade-Sicherheit in Potsdam: Einsatz an der Havel
Wer kümmert sich in Potsdam um die Sicherheit der Badenden? Wie viele Unfälle gab es in diesem Jahr schon auf dem Wasser? Und wie sauber sind eigentlich die Potsdamer Seen? Ein Überblick
Stand:
Wer kümmert sich um die Sicherheit auf den Potsdamer Gewässern?
Um die Sicherheit auf dem Wasser kümmern sich in Potsdam die Polizei, die Feuerwehr und die Wasserwacht. Die Wasserschutzpolizei wird etwa bei Bootsunfällen gerufen und kontrolliert die Schiffe auf den Gewässern. Unterstellt ist die Potsdamer Dienststelle der Polizeidirektion West, die Standorte in Potsdam, Brandenburg/Havel und Rathenow hat. Insgesamt sind 40 Beamte im Direktionsbereich beschäftigt, die mit acht Booten unterwegs sind. Die Feuerwehr kommt zum Beispiel bei Badeunfällen zum Einsatz (siehe unten), oft sucht sie dabei um Hilfe der Wasserwacht an. Letztere ist auch für die Sicherheit bei den offiziellen Badestellen im Stadtbad Babelsberg und im Strandbad Templin zuständig. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ist in Potsdam gar nicht im Einsatz – sie ist dafür für Potsdam-Mittelmark zuständig.
Wie viele Einsätze gab es bislang auf den Potsdamer Gewässern?
Die Wasserschutzpolizei hat in Potsdam im ersten Halbjahr 2613 Kontrollen durchgeführt und dabei 492 Verstöße festgestellt – das waren knapp 19 Prozent mehr Vergehen als im ersten Halbjahr 2013. Meist ging es um falsches Ankern, zu schnelles oder rücksichtsloses Fahren oder um falsche Kennzeichen beziehungsweise Dokumente, wie der Leiter der Dienststelle, Joachim Pötschke, sagte. Außerdem wurde die Wasserschutzpolizei in Potsdam zu 37 Unfällen gerufen, das waren sechs mehr als 2013. Einer der Unfälle ging sogar tödlich aus – im Mai war die Inhaberin des Restaurantschiffs „John Barnett“ verunglückt. Badetote gab es in Potsdam bislang nicht. Sollte der Vermisste im Schlänitzsee (siehe rechts) tatsächlich ums Leben gekommen sein, wäre er der erste in Potsdam dieses Jahr, so Pötschke.
Was sind die Hauptursachen für Unfälle auf dem Wasser?
Oft ist die Unerfahrenheit der Kapitäne der Hintergrund. Vor allem in Potsdam sind laut Polizei viele Freizeitfahrer unterwegs, die keinen Bootsführerschein haben. Oft haben diese dann Probleme mit den Verkehrzeichen und der Bootstechnik oder verlassen die Fahrrinne und fahren ihr Gefährt auf einer Sandbank fest. Teilweise sei auch Alkohol mit im Spiel, sagte Wasserschutzpolizeichef Pötschke. Dieser wirke auf dem Boot oft noch schneller und stärker als auf dem Land, weil die Kapitäne der prallen Sonne ausgesetzt seien. Dabei gelten bei motorbetriebenen Booten oder Flößen die gleichen Beschränkungen wie im Straßenverkehr: Ab 0,5 Promille am Steuer handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, ab 1,1 Promille um eine Straftat. Wer derart betrunken erwischt wird, kann unter Umständen sogar seinen Autoführerschein verlieren. Auch überhöhte Geschwindigkeit ist gefährlich und wird von der Polizei geahndet. Eigentlich gilt auf der gesamten Potsdamer Havel eine Beschränkung von neun Kilometern pro Stunde, an manchen Stellen sogar von sechs. Doch gerade Jetskifahrer ignorierten dies oft, wie Pötschke erklärt. Diese seien schon mal mit 80 bis 100 Stundenkilometern unterwegs, was nicht nur gefährlich, sondern auch unangenehm laut sei. Doch oft ist die Potsdamer Wasserschutzpolizei dann machtlos, denn ihre Boote fahren maximal 47 Kilometer pro Stunde und können rasende Jetskifahrer deshalb nicht anhalten. „Da kommen wir nicht hinterher.“
Wie voll sind die Bäder?
Gezählt werden die Besucher nur an den offiziellen Badestellen, also im Stadtbad Park Babelsberg und im Waldbad Templin. Vor allem letzteres war in diesem Juli deutlich besser besucht als vor einem Jahr: 37 316 Gäste registrierten die Stadtwerke im Juli 2014 – knapp 15 000 mehr als 2013. Auch in Babelsberg stiegen die Besucherzahlen an, von 15 420 auf 18 641 im Juli. Etwas weniger Besucher kamen hingegen diesen Juni in die beiden Bäder. Das lag unter anderem daran, dass 2014 die Sommerferien erst im Juli begonnen haben, 2013 aber schon im Juni.
Wie ist die Wasserqualität?
Im Prinzip gut. Das Gesundheitsamt testet in Potsdam im Vier-Wochen-Rhythmus den Templiner See, Heiligen See, Baggersee am Stern, den Sacrower See, Groß Glienicker See, Weißen See, Fahrländer See und den Schlänitzsee. Im Labor werden die Proben auf Intestinale Enterokokken und Escherichia coli getestet sowie der pH-Wert geprüft. Alle Ergebnisse hätten weit unter den Grenzwerten der Brandenburgischen Badegewässerverordnung gelegen, sagte ein Stadtsprecher. Auch die Sichttiefe sei in Ordnung und liege derzeit zwischen 1,10 und 1,30 Meter. Allerdings gibt es an einigen Seen Probleme mit Vogelkot. So sei am Groß Glienicker See, Sacrower See und am Schlänitzsee in den vergangenen Wochen eine größere Zahl von Enten, Schwänen und Blessrallen beobachtet worden, die durch Fütterungen angelockt wurden. „Durch den Kot der Wasservögel kann es punktuell zur Beeinträchtigung der Wasserqualität im Bereich der Badestellen kommen“, sagte der Sprecher. Er verwies darauf, dass das Füttern von Wildtieren verboten ist. Außerdem warnte er vor Algen und Blaualgen. Wenn es weiter so warm bleibe, sei vor allem in den Havelgewässern ein massenhafter Befall zu erwarten. Blaualgen können allergische Reaktionen hervorrufen und sind vor allem für Kleinkinder gefährlich. Bislang habe es nur vereinzelt und kurzzeitig Algenwachstum gegeben, so der Sprecher.
RANDENBURG
Nicht nur in Potsdam, sondern in ganz Brandenburg hat die Wasserschutzpolizei im ersten Halbjahr mehr Boote kontrolliert – auch weil mehr los war auf den Gewässern. Zwischen Januar und Juni 2014 gab es landesweit knapp 11 000 Kontrollen und damit 2700 beziehungsweise 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dabei wurden 2426 Verstöße entdeckt – 36 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2013. Gleichzeitig stieg die Zahl der Unfälle in der Sportbootschifffahrt von 49 auf 53. Im ganzen Land kamen dabei zwei Menschen ums Leben, drei wurden verletzt. Dass dies damit zusammenhänge, dass auch Menschen ohne Bootsführerschein seit vergangenem Jahr Gefährte mit bis zu 15 PS lenken dürfen, glaube er nicht, sagte Brandenburgs Innenminister Ralf Holzschuher (SPD). Der Anstieg sei nicht signifikant, die Befürchtungen in diese Richtung hätten sich nicht bewahrheitet. Die Vorteile für den Tourismus in der Region seien hingegen sehr groß. (dpa/wik)
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