Zum Tode der Erzieherin Barbara Steinmüller: Einsatz für Taubblinde
Barbara Steinmüller lag schwer erkrankt im Klinikum. Ihr großer Wunsch, an der Eröffnung der Ausstellung mit ihren Fotografien in der Oberlinkirche teilzunehmen, sollte sich noch erfüllen.
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Barbara Steinmüller lag schwer erkrankt im Klinikum. Ihr großer Wunsch, an der Eröffnung der Ausstellung mit ihren Fotografien in der Oberlinkirche teilzunehmen, sollte sich noch erfüllen. Bestens medizinisch versorgt, an einem Sauerstoffgerät angeschlossen, wurde sie in ihr einstiges „Zuhause“ gefahren. Die Wertschätzung der Besucher für die Bilder mit den Natur-, Landschafts- oder Architekturaufnahmen tat ihr wohl, auch die Begegnungen und Gespräche mit Mitarbeitern. Sie gaben Barbara Steinmüller Kraft und Aufwind. Sie sah sich nie als Künstlerin, doch ihre Aufnahmen verraten viel über die Sensibilität und Liebe, mit der sie die Schöpfung wahrnahm. Die Krebserkrankung gewann die Oberhand. Sie starb am 18. Oktober mit 77 Jahren.
Barbara Steinmüller gehörte zum Potsdamer Stadtbild. Mit mehreren taubblinden Kindern und Erwachsenen, die im Oberlinhaus umsorgt werden und vor allem lernen, mit dem Leben umzugehen, war sie immer wieder unterwegs. Sie informierte und erzählte ihnen mit der Finger-, Laut-, oder Zeichensprache über den sie umgebenden Alltag und über die Schönheiten der Natur oder der Kunst. Sie war für ihre mehrfach behinderten Anvertrauten fast immer zu erreichen, Tag und Nacht. „Es ist oft schwer, Kontakt zu ihnen zu finden, manchmal dauert es Jahre!“ sagte sie einmal rückblickend. Doch dieser mühevolle Weg wurde ein gelungener. Sie gab ihnen die Chance, am Leben teilzunehmen und weckte in ihnen viel Kreativität. Eine Mitarbeiterin des Oberlinhauses sagte über Barbara Steinmüller, dass deren Arbeit nicht nur im Sinne eines Berufs war, sondern tätige Nächstenliebe.
Die gebürtige Bernburgerin und gelernte Handweberin kam 1960 ins Oberlinhaus. Zwar war sie in ihrem diakonischen Jahr in der Weberei, doch das stetige Eintauchen in die Taubblindenarbeit hat Barbara Steinmüller davon überzeugt, dass sie zukünftig diesen Menschen zur Seite stehen möchte. Sie wurde – auch ohne Berufsausbildung – Erzieherin und Lehrerin für die Taubblinden. Ihre von Herzblut durchzogene Arbeit wurde weit über das Oberlinhaus hinaus geschätzt. Sie wurde international zu Seminaren, Konferenzen und Weiterbildungsveranstaltungen eingeladen. Dort berichtete sie über die Taubblindenarbeit in Potsdam und nahm manche Anregung mit.
Im Jahre 1998 wurde Barbara Steinmüller von Bundespräsident Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, ein Jahr später würdigte man in den USA ihre aufopferungsvolle Tätigkeit, die sie auch als Rentnerin fortführte, mit der bedeutenden Anne Sullivan-Medaille, mit der Menschen gewürdigt werden, die sich in der Taubblinden-Arbeit Verdienste erwerben. Klaus Büstrin
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