zum Hauptinhalt

Links und rechts der Langen Brücke: Einsteigen bitte

Marco Zschieck über die Suche nach einem Mittel gegen den täglichen Stau

Stand:

Potsdams Anziehungskraft bringt auch Lasten mit sich. Wer im täglichen Stau auf den verstopften Straßen steht, kann sich ein Bild davon machen. Die vorhandene Verkehrsinfrastruktur reicht immer häufiger nicht mehr aus. Bis 2030 soll die Stadt etwa 180 000 Einwohner haben. All diese Menschen müssen sich irgendwie fortbewegen können. Hinzu kommt, dass Potsdam schon jetzt die märkische Pendler-Hauptstadt ist. Hier gibt es bei insgesamt gut 76 000 sozialversicherungspflichtigen Jobs 45 900 Einpendler. Und auch die Potsdamer selbst fahren zur Arbeit häufig an andere Orte – knapp 13 000 arbeiten in Berlin, 6200 in Potsdam-Mittelmark. Die Stadt hat auch ein Pendlerproblem. Da sich die Lage auf Jahre absehbar weiter verschärfen wird, ist es Zeit für eine Lösung, die auch das Umland einbezieht. Natürlich ist es gut, die Taktzeiten von Bussen innerhalb der Stadt anzupassen oder hin und wieder einen Fahrradweg einzuweihen. Im größeren Maßstab wirkt das aber nicht mehr.

Es müssen täglich Zehntausende Menschen unter akzeptablen Bedingungen schnell und zuverlässig transportiert werden. Gut, dass diese Frage die Stadtpolitik erreicht hat: Die Grünen sprechen darüber, den öffentlichen Nahverkehr durch eine Flatrate attraktiver zu machen. Die CDU dachte kürzlich über einen Wasserbus auf der Havel nach. Und nun brachte die SPD die Idee ins Spiel, die Potsdamer Tram auf den Gleisen der Deutschen Bahn ins Umland zu verlängern. Das ist keine Fantasterei, sondern in Städten wie Saarbrücken, Lyon und Karlsruhe seit Jahren erfolgreich. Offenbar ist in der SPD ein Sinneswandel eingetreten: Noch im letzten Jahr hatte die Partei gemeinsam mit der CDU eine Bürgerbefragung zum dritten Havelübergang gefordert. Und im Wahlkampf vor der letzten Kommunalwahl hatten die Genossen noch für den Bau der sogenannten Stummel-ISES geworben – Beton quer durch die Stadt. Nun scheint sich eine Mehrheit dafür zu finden, dass die Straße nur entlastet werden kann, wenn man die Schiene stärkt. Doch die Regio-Stadtbahn wäre kein Allheilmittel. Auch sie kann nur Erfolg haben, wenn die Anschlüsse funktionieren. Mit Bussen im Stundentakt wird das nicht gehen. Und es wird Geld kosten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })