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Homepage: Einstein würde die Pulsare lieben

Das 9. Leibniz-Kolleg mit Prof. Antony Hewish

Das 9. Leibniz-Kolleg mit Prof. Antony Hewish Es war 1967, als der britische Physiker Antony Hewish mit seiner Doktorandin Jocelyn Bell-Burnell den ersten Pulsar entdeckte. In einem diffusen Nebelfeld hat er einen Neutronenstern erwartet, erklärt er unlängst beim 9. Leibniz-Kolleg an der Universität Potsdam. 30 mal pro Sekunde hat „es“ aus dem Nebel aufgeblitzt. Sieben Jahre später erhielt der Wissenschaftler mit seinem Kollegen Sir Martin Ryle für bahnbrechende Arbeiten in der Radioastrophysik den Nobelpreis. Der 1924 geborene Forscher hat zur Anschauung einen in blauem Nebel weiß leuchtenden Pulsar an die Wand projiziert. „Einstein würde Pulsare geliebt haben“, sagt er und geht in seinem Vortrag auf die Entdeckungsgeschichte der Neutronensterne ein, erklärt Struktur und Wirkung – und schließt mit einem Kommentar zu Einstein Gravitationstheorie. 350 Gäste, Studenten, Dozenten, sitzen im Audimax, fächeln sich kühle Luft zu, freuen sich dabei zu sein, wenn ein solch großer Denker in Potsdam von seiner wissenschaftlichen Arbeit spricht. Ein Pulsar entsteht nach einer Supernova, einem schnell eintretenden, hellen Aufleuchten eines Sterns, der dabei millionen- bis milliardenfach heller wird, vergleichbar hell wie eine ganze Galaxie, erklärt Hewish. In einem heißen ionisierten Gasnebel bleibt ein Neutronenstern zurück. Er besteht aus einem Teil der ursprünglichen Sternmasse auf kleinstem Raum (Durchmesser bis zu 20 Kilometern). Der Neutronenstern und die ihn umgebenden Gasnebel drehen sich dabei weiter, wie vorher, und das Magnetfeld des ursprünglichen Sterns wird im Neutronenstern komprimiert. „Pulsare zeigen, was Natur kann, wenn die Gravitation verloren geht“, so Hewish. Eine Grafik stellt einen Kreis mit Kruste dar, in der Mitte ein Kern. Die Innenmasse wiegt rund 100 Millionen Tonnen pro Kubikzentimeter. Würde man eine Ballerina auf die Kruste stellen, wäre die nach irdischen Verhältnissen zarte, leichte Frau rund 30 Millionen Tonnen schwer, freut sich Hewish. Simultanität ist relativ, erklärt er anhand eines Lichtblitzes in einem geschlossenen Raum, denn wenn der Raum bewegt wird, braucht der Strahl eine andere Zeit, um den gleichen Weg zurückzulegen. Genauso laufe eine Uhr, die auf einem schnellen LKW fährt, langsamer. Es ist eine große Sache, Pulsare zu finden, sagt der Physiker. 1800 hat man bisher entdeckt. Mit einem neuen Superteleskop, das in etwa zehn Jahren an den Start gehen soll, hoffe man 20 000 weitere aufzuspüren. „Die Pulsare zeigen: Einstein ist korrekt“, so Hewish. Für die Physik sei aber mit den Beweisen der Theorien noch lange nicht die Gravitation erforscht. Es gäbe auf diesem Gebiet noch viel zu tun, für lange Zeit. Marion Hartig

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