
© Andreas Klaer
Homepage: Eintauchen in andere Zeiten
Heute wird Holzrestaurator Hans Michaelsen an der FH Potsdam in den Ruhestand verabschiedet
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Hans Michaelsen hatte in seinem Berufsleben schon manch wertvolle Kostbarkeit restaurieren dürfen. So durfte der Holzrestaurator beispielsweise den rund 500 Jahre alten sogenannten „Dürerschrank“ von der Wartburg überarbeiten. Hans Michaelsen kann auf ein langes Berufsleben zurückblicken. Am 15. März vor 45 Jahren begann seine berufliche Karriere am Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen im Schloss Köpenick in Berlin. Auch in Potsdam hat er Spuren hinterlassen: 15 Jahre lang war er Professor für „Holzrestaurierung“ an der Fachhochschule Potsdam. Heute wird Michaelsen mit dem Symposium „Die Kunst der Ebenisten“ an der Fachhochschule Potsdam in den Ruhestand verabschiedet.
An seiner Arbeit faszinierte ihn stets das Eintauchen in andere Zeiten, das Hineinversetzen in die Objekte und die Menschen, die sie geschaffen haben. Auch der Umgang mit anderen Materialien wie Schildpatt, Elfenbein und Perlmutt sei für ihn etwas besonderes gewesen, zumal heutige Möbel meist nur noch aus Holz bestehen. Er habe das Gefühl, durch seine Arbeit etwas für die Nachwelt wiedererlebbar zu machen, meint Michaelsen.
Eigentlich sollte der 1946 in Schwerin geborene Michaelsen wie sein Großvater den Malerberuf erlernen. Doch er bekam keinen Platz als Lehrling. So absolvierte er eine Möbeltischlerlehre. Anschließend hätte er gerne studiert, aber als Pastorensohn und Wehrdienstverweigerer wurde ihm das zunächst von den DDR-Behörden verweigert. So kam ihm das Angebot des Kunstgewerbemuseums, das die größte Möbelsammlung Deutschlands beherbergt, gerade recht. Hier wurde er zum Restaurator ausgebildet.
Bereits als Lehrling durfte er an einem massiven Schrank mit zahlreichen Geheimfächern von David Roentgen mitarbeiten, der als „Dürer“ im Bereich der Möbel gilt. Michaelsen absolvierte ein Fernstudium für Konservierung und Restaurierung von Kulturgut aus Holz an der Fachschule Berlin. Bei seinem fünfjährigen Aufenthalt in Hildesheim, als Professor für den Studiengang Restaurierung, etablierte er die Studienrichtung Holzobjekte mit veredelter Oberfläche und begann seine Forschungsarbeit zum „Historischen Holzbeizen“. 1997 folgte er dem Ruf an die Fachhochschule Potsdam, um den dort neu eingerichteten Studiengang Restaurierung weiter auszubauen.
Die Region reizte ihn wegen der faszinierenden Schlösser, der Vielzahl an Museen und der sakraler Kirchenarchitektur. Zudem hat er Familie und Freunde hier. Die Potsdamer Jahre gehören zu seinen produktivsten, er beendete hier seine Forschungen zum „Historischen Holzbeizen“ von dem sein Buch „Vom Färben des Holzes – Holzbeizen von der Antike bis in die Gegenwart“ (2005) handelt. Michaelsen hatte alte Bücher nach Originalrezepturen von damals verwendeten Lacken und Farben durchsucht und diese Rezepturen ausgetestet.
Der Schwerpunkt seines Wirkens in Potsdam lag auf der Holzinneneinrichtung historischer Gebäude. In mehr als zehnjähriger Projektarbeit haben sich Michaelsen und seine Studenten der Untersuchung und Erhaltung der bedeutenden Parkettböden in den Potsdamer Schlössern gewidmet. Sie haben in Sanssouci, dem Neuen Palais und dem Schloss Babelsberg Restaurierungsmöglichkeiten ausgelotet und Schadensberichte aufgrund der Abnutzung durch die Touristenströme verfasst. Als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) Berlin-Brandenburg oblag es Michaelsen der Stiftung bei Planungen zu Umbauten, Ausstellungen oder Restaurierungsarbeiten beratend zur Seite zu stehen.
Seinem Abschied sieht Michaelsen gelassen entgegen. Der Kontakt zu seinen Studenten und Kollegen werde nicht abreißen, meint Michaelsen. Zudem könne er sich jetzt endlich die Zeit nehmen in aller Ruhe die Antiquitätenmesse in Maastrich zu besuchen, ohne am nächsten Tag an der FH unterrichten zu müssen. Außerdem hätte ihm in letzter Zeit die praktische Arbeit gefehlt, die er jetzt in der heimischen Werkstatt nachholen möchte. So wird es wohl ein entspannter Tag im Kreise von Forschungskollegen und ehemaligen Studenten werden, ein richtig schöner Möbeltag, wie Hans Michaelsen sagen würde. Ivo Dommaschk
Das Symposium findet am 23. März, ab 8 Uhr im Hauptgebäudes der FH (Raum 208) und in der benachbarten Lernwerkstatt in der Pappelallee 8-9 statt.
Ivo Dommaschk
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