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Landeshauptstadt: Eintauchen in die Filmwelt

Die Babelsberger Firma cEntertain.me will den Lifestyle aus Kinofilmen zu den Nutzern bringen

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„Erstmal Wasser. Kaffee geht heute nicht“, sagte Anna Voth. Die Nervosität war der Potsdamer Start-up-Unternehmerin anzumerken, als ihre Internetplattform cEntertain.me am Dienstag vor Pressevertretern in Berlin vorgestellt wurde. Der Ort über dem Filmmuseum am Potsdamer Platz, dort wo zur Berlinale Hollywoodstars ein- und ausgehen, war mit Bedacht gewählt, denn die Inhalte der Internetplattform drehen sich um Filme. Mit cEntertain.me soll der Nutzer Filmen und ihren Helden näherkommen können. Außerdem soll es Anregungen zu weiteren Filmen und Angebote zu Produkten rundherum geben.

Seit Dienstagmorgen kann die Seite von jedermann genutzt werden. Sechs Trailer zu aktuellen Kinostarts bilden den Einstieg in die Seite. Einer davon heißt „Guerilla Köche“. Felix und Max, zwei lernbegierige, junge Männer aus Berlin, reisen darin durch Asien, um die kulinarischen Grunderfahrungen ihrer Berliner Lehrzeit ergänzen. Schlangeninnereien und das Blut einer Kobra gehört auch dazu. Doch cEntertain.me zeigt nicht nur den Trailer, sondern auch das Umfeld des Films. Dazu gehören auf der einen Seite der Website Kochbücher über asiatische Küche und Tipps zu Hotels, in denen die beiden Protagonisten während ihrer achtmonatigen Reise abgestiegen sind. Auch Kaufempfehlungen zu den Sneakers, mit denen sie über Strände und durch Garküchen spazieren, sind zu sehen. Auf der anderen Seite blättert sich das kinematografische Umfeld des Films auf: verwandte Filme, die den User ebenfalls interessieren könnten. Schließlich haben sich auch schon „Das große Fressen“ und „Delicatessen“ mit sonderbaren Essgewohnheiten beschäftigt.

Hinter dem Team, das mittlerweile aus etwa 20 Mitarbeitern besteht, liegen bereits vier Wochen Testphase. „Vor drei Jahren haben wir mit der Idee angefangen“, sagte Voth. „Filme inspirieren unseren Lifestyle“, so Voth. An den Klicks zu den Anbietern von Musik, Büchern, Spielen oder Produkten verdient cEntertain.me mit. Ähnlich ist es bei der Frage nach dem Hotel, in dem Felix und Max abgestiegen sind.

Anna Voth kommt beruflich ursprünglich aus dem Fernsehen. Viele Jahre hat die 49-Jährige für ARD und RBB in Potsdam gearbeitet. Dabei habe sie auch Interesse für die Entwicklung von Technologie und die Computerwelt gehabt. Durch ihre Ehe mit Henning Molfenter, Filmproduzent und Geschäftsführer der Studio Babelsberg GmbH, habe sie einen Einblick in die Welt des Films bekommen. Erfahrungen, die ihr auch nach dem Ende der privaten Beziehung weiterhelfen.

Das Unternehmen sei mittlerweile aus der eigentlichen Start-up-Phase herausgewachsen. Risikokapital habe man nicht eingeworben, sondern eigenes Geld investiert. Zuletzt wurde die Firma mit einer Bürgschaft von der Bürgschaftsbank Brandenburg unterstützt. Ein entscheidender Schritt konnte durch die Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) seit Mitte des Jahres gemacht werden, so Voth.

„Wir wollten eine intelligentere Suche als die bisherigen Suchmaschinen bieten“, erklärt Harald Sack vom HPI. Die Vernetzung von Datenbanken und Informationsquellen im Netz und untereinander ist ein Arbeitsschwerpunkt des Informatikers. „Mit entsprechenden Algorithmen ziehen wir Informationen aus Datenbanken, die im Netz verfügbar sind, und fassen sie dann zusammen“, beschreibt er den Ansatz des HPI. Die Daten würden an das Start-up weitergeleitet.

Dessen Aufgabe sei es, eine Auswahl zu treffen und die Seite so zusammenzustellen, dass der User einen sinnvollen Fokus vorfindet. „Da sind wir brandaktuell, denn auf die Schnelligkeit kommt es an“, glaubt Sack. Bei vergleichbaren Internetseiten laufe es so, dass die zufällige Suche nach ganz verschiedenen Begriffen mitunter sonderbare Kombinationen generieren könnte. Ein Film und eine Angelausrüstung könnten gleichzeitig zum Kauf empfohlen werden, weil ein Nutzer zuvor beides gesucht hat. Derartiges vermeide die neue Seite. „Ziel ist es, auch ganz spezielle Interessen zu bedienen“, so Sack. Dafür ist die Seite so programmiert, dass sie in zunehmendem Maße auch die Nutzer und deren Vorlieben und Vorschläge einbinden soll. Während der Vorbereitungsphase haben vorwiegend Fachleute die Redaktion und Auswahl der Informationen übernommen. Künftig sollen auch die Nutzer dazu beitragen. „Partizipative Modelle im Netz, wie Wikipedia, leben gerade davon, dass viele Tausend Nutzer ihr Wissen einbringen“, weiß der Hochschullehrer. Das auf der Plattform cEntertain.me versammelte Wissen könne dann möglicherweise auch eine Suchanfrage bedienen, bei der nach einem 20er-Jahre-Film mit Bezug zur Relativitätstheorie gesucht werde. Eine Suchmaschine, die sich nur an Regisseuren oder Schauspielern orientiere, müsse hierbei scheitern.

Verwendet würden nur öffentlich verfügbare Daten, schließlich respektiere man das Urheberrecht. Bei seiner Forschung am HPI fragt Sack unter anderem danach, wie sich Daten zum Merchandising eines Films mit Informationen über die Filmherstellung, vom Drehbuch bis zur Besetzung, verknüpfen lassen. Auch diese Forschung fließt möglicherweise in die Weiterentwicklung der Plattform ein. Die Seite startet zunächst in Deutsch. Eine englische Version kann folgen.

Für Anna Voth steht jetzt wieder eine spannende Zeit an. Denn wie die Nutzer die Seite annehmen, muss sich nun zeigen. „Wir hoffen, dass sie mindestens so viel Spaß haben wie wir“, sagte sie.

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