Landeshauptstadt: „Einzigartige Marketingchance“
Optimistische erste öffentliche Diskussion zur Kulturhauptstadt-Bewerbung Potsdams
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Optimistische erste öffentliche Diskussion zur Kulturhauptstadt-Bewerbung Potsdams Von Michael Erbach Björn O. Wiede, Vorsitzender des Vereins Kulturhauptstadt Potsdam 2010, hatte es doch gesagt: Mit jeder Negativmeldung über einen angeblichen oder tatsächlich stattfindenden Kulturabbau in Potsdam würde sich die Konkurrenz nur ins Fäustchen lachen. Doch Lindenpark-Chefin Monika Keilholz und Andrea Palent, Geschäftsführerin des Nikolaisaal, war es egal: Auch vor den Mikrofonen des RBB-Kulturradios machten sie am Donnerstagabend im „El Globe“ per Äther darauf aufmerksam, dass es bei allem Gerede um die Bewerbung als Kulturhauptstadt um Geld geht – aber zuallererst für die Sicherung des jetzigen kulturellen Lebens in der Stadt. Palent kritisierte in der Podiumsrunde zur Bewerbung Potsdams als Kulturhauptstadt, dass für die Sicherung der Etats der Einrichtungen viel Zeit und Kraft verloren ginge, „Zeit, die wir besser für kreative Ideen einsetzen könnten. Die Grundversorgung muss gesichert sein.“ Und Keilholz betonte, dass Potsdam zwar phantastische Bauprojekte, wie das Theater, realisiere, „aber wenn es dann dazu keine Ensemble gibt, dann entsteht nur Tristesse“. Doch die Nikolaisaal-Chefin bekam noch die Kurve: Selbstverständlich würden die Kulturschaffenden Potsdams – anders als derzeit in Köln – zur Bewerbung stehen und sie unterstützen. Wie wichtig es wäre, wenn Potsdam den Zuschlag als Kulturhauptstadt bekäme, das wurde in der Diskussion, an der auch Oberbürgermeister Jann Jakobs, Moritz van Dülmen, Projektleiter der Kulturhauptstadt-Bewerbung, und Friedhelm Schatz, Geschäftsführer des Filmparks teilnahmen, deutlich herausgearbeitet. Am besten formulierte es noch die Moderatorin vom RBB, Danuta Görnandt. Sie sprach nämlich von einer „einzigartigen Marketingchance, Wirtschaftsförderung der besonderen Art“. Deshalb, so der einhellige Tenor, sollen die Finanzierungslasten – allein für Kulturhauptstadt-Veranstaltungen sind 35 Millionen Euro geplant – auch durch Sponsoren aus der Wirtschaft getragen werden. Denn „Kulturinvestitionen bringen Wirtschaftskraft“, so Jakobs. Und klar wurde in dieser ersten öffentlichen Kulturhauptstadt-Runde auch, dass Potsdam tatsächlich noch an der Startlinie des Bewerbungsmarathons steht. Van Dülmen lud gleich mehrfach alle Potsdamer ein, mit guten Ideen an der Weiterentwicklung des Konzepts mitzuarbeiten, das nur Grundlage für alles Weitere sein könne. Vorschläge gab es an diesem Abend gleich zur Genüge: ein Platz für die Präsentation bildender Kunst fehlt in der Stadt, junge Menschen aus ganz Europa könnten sich mit dem Schicksal des Alten Marktes beschäftigen, um eine Zukunftsvision zu entwickeln, der 325. Jahrestag des Toleranzedikts im Jahr 2010 könnte Anlass sein, über Toleranz heute nachzudenken, unbequeme Künstler, Denker in die Stadt einzuladen, gerade auch Experimentelles zu wagen Optimismus überstrahlte die Runde. Schlusswort von Schatz in Anspielung auf den Slogan der Bewerbung: „Stell Dir vor Potsdam wird nicht Kulturhauptstadt – unvorstellbar“.
Michael Erbach
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