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Von Britta Bayer: Eisen färbt die Spree in Spremberg rot
Touristiker befürchten negative Auswirkungen / Länderübergreifende Maßnahmen geplant
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Spremberg - Anwohner in Spremberg geben mittlerweile Tipps, wo das ungewöhnliche Farbspiel der Spree am besten zu beobachten ist. Die Touristen fragten gegenwärtig nicht zuerst nach Sehenswürdigkeiten und historischen Persönlichkeiten, „sondern nach unserer bräunlich-roten Spree“, sagt der Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins Spremberg, Egon Wochatz. Besonders in den Nachmittagsstunden zeige das in Neugersdorf und am Kottmar entspringende Flüsschen mitten in der südlichsten Stadt Brandenburgs eine auffällige Rotfärbung.
Steigende Grundwasserspiegel in der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft führen im Raum Spremberg zu einer Freisetzung von Eisen und Sulfaten und damit zu einer Färbung der Spree. „Die Ursachen für die rötlich-braune Farbe der Spree sind uns und auch dem Umweltministerium im Freistaat Sachsen bereits seit längerem bekannt“, sagte jüngst Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Die Linke) auf eine parlamentarische Anfrage. Über Niederschlagswasser und aufsteigendes Grundwasser bildeten sich große Mengen lösliche Verwitterungsprodukte als Eisen und Sulfat-Konzentrationen. Diese gelangten ins Oberflächengewässer und damit auch in die Spree.
„Beeinträchtigungen des Ökosystems sind dadurch nicht auszuschließen“, warnen Umweltfachleute. Das Eisenhydrooxid könne unter anderem die Kiemen der Fische verkleben und zu ihrem Tod führen.
Auch die Lebensbedingungen an den Laich- und Nahrungsplätzen der Fische verschlechterten sich. Außerdem seien Pflanzen in der Uferzone bedroht. Auch mit Beeinträchtigungen für die Freizeit- und Erholungsnutzung sei zu rechnen, hieß es. Bei der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gebe es jedoch bisher keine Probleme.
Die erhöhten Eisenwerte seien bereits Ende 2007 an der Messstelle der kleinen Spree in Spreewitz (Sachsen) festgestellt worden, sagte ein Sprecher des sächsischen Umweltministeriums. Seitdem habe sich der negative Einfluss der Schadstoffe und die damit verbundene rötliche Verfärbung der Spree bis hin zur Talsperre Spremberg ausgebreitet. Durch den fortschreitenden Grundwasseranstieg sei nicht auszuschließen, dass sich die Situation noch verschärfe. Gefahren für die Spree bestünden bis nach Cottbus und in den Spreewald.
„Eine kurzfristige Lösung des Problems ist nicht in Sicht“, kündigte Brandenburgs Umweltministerin an. Gemeinsam mit den sächsischen Partnern gebe es jedoch eine intensive länderübergreifende Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe „Flussbewirtschaftung Spree/Schwarze Elster“ und Sonderprogramme mit dem Sanierungsträger Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) und dem Energiekonzern Vattenfall. Eine in Auftrag gegebene Studie soll die in den Flutungsgebieten Seese/Schlabendorf und Greifenhain/Gräbendorf gesammelten Erfahrungen für die Verbesserung der Qualität von Oberflächengewässern auch für die belastete Spree prüfen.
„Die Situation ist für uns unbefriedigend und es muss dringend etwas geschehen“, forderte Sprembergs Bürgermeister Klaus-Peter Schulze (CDU). Eine rote Spree könne auf Dauer kein Aushängeschild für die Stadt sein. „Auch Cottbus kann für die geplante touristische Nutzung keine rote und belastete Spree gebrauchen“, führte Baudezernentin Marietta Tzschoppe (SPD) an. Nach den Plänen der Stadt sollen in Kürze Wasserwanderer mit ihren Kanus die Spree von Cottbus bis in den Spreewald nutzen.
Britta Bayer
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