Landeshauptstadt: Eisiges Vergnügen
„PNN on Ice“: Gut 500 Gäste feierten in der Eishalle des Babelsberger Filmparks das zehnte Herbstfest der Potsdamer Neuesten Nachrichten
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„PNN on Ice“: Gut 500 Gäste feierten in der Eishalle des Babelsberger Filmparks das zehnte Herbstfest der Potsdamer Neuesten Nachrichten Von Sabine Schicketanz Auf blitzenden Kufen flitzen die Jungs über das glänzende Eis. Wie Flipperkugeln sausen sie über die tausend Quadratmeter gefrorenes, blank poliertes Nass, kommen mit einem Knirschen zum Stehen. Die mehr als 500 Menschen, die sich rund um die neue Eisbahn des Babelsberger Filmparks versammelt haben, klatschen sich die kalten Hände warm. Der Auftritt des Nachwuchsteams vom Berliner Eishockey-Club „Capitals“ ist der Auftakt zur Show „PNN on Ice“ – der Attraktion beim Jubiläums-Herbstfest der Potsdamer Neuesten Nachrichten, das an diesem Dienstag in der Caligarihalle gefeiert wird. Aufs Glatteis geführt wird dabei aber niemand. Die Schlittschuhe schnallen sich nur die Profis an. In vier Sequenzen aus dem Eis-Märchen „Frau Holle“ zeigen die Läufer des Berliner Eissport-Verbandes ihr Können, der junge Philipp Tischendorf, amtierender Berliner Eiskunstlauf-Meister, verzaubert mit seiner Kür – an einem kalten Ort werden die Herzen langsam heißer. Dazu trägt natürlich auch der Glühwein bei, der von der Filmpark-Crew unaufhörlich verteilt wird. Gar nicht so leicht, da einen kühlen Kopf zu bewahren, obwohl der wahrlich noch gebraucht wird: Unter den flackernden Wärmepilzen werden nicht nur Hände geschüttelt. Ministerpräsident Matthias Platzeck tauscht sich erst mit „Capitals“-Präsident Lorenz Funk über den Eishockey-Sport aus, dann berichtet der Potsdamer Karikaturist Karl-Heinz Schoenfeld dem Brandenburger Landesvater, wie sehr seine Arbeit vom politischen Werk Platzecks beeinflusst wird. Erst am Vortag hatte Schoenfeld eine Zeichnung vom Kamin-Treffen der Ost-Ministerpräsident angefertigt – welches bekanntlich von Matthias Platzeck einberufen worden war. Oberbürgermeister Jann Jakobs begrüßt derweil einen Überraschungsgast des zehnten PNN-Herbstfestes. Julien Alex, Botschafter des Großherzogtums Luxemburg, ist zusammen mit Heike Murner, Landesgeschäftsführerin der Barmer-Krankenkasse, in die Eishalle gekommen. Seine Exzellenz ist ein Potsdam-Fan, „meine heiße Schokolade trinke ich am liebsten im ,Maison du Chocolat““, gesteht Alex. Ob offizielle oder private Gäste, fast alle führt der Botschafter von Berlin nach Sanssouci. Doch während Jakobs „für den Hausgebrauch“ Eislaufen kann und dafür sogar die „Holländer“ mit den langen Kufen bevorzugt, muss Julien Alex hier passen: „Nein, Schlittschuhlaufen kann ich nicht.“ Unter dem Funkeln der Diskokugel, die sich über der Eisbahn dreht, öffnen sich die Deckel der Büfett-Töpfe. Zum Après-Eislauf wird ein zünftiger Krustenbraten vom Schwein mit Weinsauerkraut und Kartoffelrahmpüree serviert, zugegriffen wird auch beim herzhaften Fleischragout mit Paprika, Champignons und Spätzle. Als die ersten Schüsseln mit Alt-Berliner Beerengrütze in Vanillesauce verteilt sind, tragen die Kellner statt Glühwein eher schäumendes Bier auf ihren Tabletts. Zur besseren Verträglichkeit des Mahls ist nun Bewegung angesagt: Im Filmkabinett, unter den Schwingen des „Unendliche Geschichte“-Drachens „Fuchur“, sorgt „Bruno“ für etwas Hitze beim eisigen Vergnügen. Die Potsdamer Band spielt Soul-, Funk- und Jazz-Klassiker, die Gäste an den Stehtischrunden wippen mit den Füßen, schwingen die Hüften und singen lauthals mit. Doch auch auf dem Eis wird es jetzt warm, und zwar den Sportlichen. Unter fachkundiger Leitung von MDR-TV-Moderatorin und Kabarettistin Tatjana Meissner treten gleich mehrere Teams beim Eisstockschießen an. Die PNN-Mannschaft schafft gegen die Fachleute der „Capitals“ um Eishockey-Urgestein Lorenz Funk einen knappen Sieg, PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg schleudert den Stock zwar gut in Richtung Daube – dem mehrere Meter entfernt platzierten Ziel – doch er landet dann selbst auf dem Eis. Kein Wunder, schließlich ist Scharfenberg zuletzt als Kind Schlittschuh gelaufen, „und seitdem nie wieder“. In ein paar Jahren allerdings wird er sich wohl wieder auf ufen wagen müssen: „Wenn der Stadtkanal fertig ist, werde ich darauf Schlittschuhlaufen“, verspricht Scharfenberg – und räumt damit mit seinem Ruf, ein Verhinderer des Stadtkanal-Ausbaus zu sein, auf. Aktuell spielt an diesem Abend aber ein anderes stadtpolitisches Thema eine Rolle: Vor der Tür der Eishalle sammeln Schüler des Espengrund-Gymnasiums Unterschriften gegen die geplante Schließung ihrer Schule. Als nach Mitternacht die letzten Gäste das PNN-Herbstfest verlassen, haben die Protestierenden ihnen eine Nachricht hinterlassen. „Geld öffnet Wege, aber es verschließt andere“, steht auf einem Plakat. Wer jetzt noch einen kühlen Kopf hat, kann auf dem Heimweg darüber nachdenken.
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