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Landeshauptstadt: Elektrofilm steigt in Babelsberg ein

Studio startet Joint Venture / US-Unternehmen will Millionen investieren / Filmorchester soll umziehen

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Babelsberg - Studio Babelsberg gibt seine Film-Postproduktion in neue Hände: Ab sofort werden die Bereiche Bild- und Tonbearbeitung sowie das Kopierwerk in Babelsberg von der Elektrofilm Gruppe geführt. Das vergangene Woche geschlossene Joint Venture verkündeten die beiden Unternehmen am Sonnabend auf einer Pressekonferenz.

Ziel der Zusammenarbeit sei für Studio Babelsberg, die Postproduktion für internationale Filme attraktiver zu machen, sagte Carl Woebcken, Vorstandschef der Studio Babelsberg AG. Bisher werden Hollywood-Filme zwar in Babelsberg gedreht, die Nachbearbeitung, für die oft zweistellige Millionenbeträge kalkuliert seien, finde aber meist woanders statt. Die Verantwortung für das operative Geschäft trägt die Elektrofilm Postproductions Facilities GmbH. Sie übernimmt auch die Leitung der erst im Oktober 2005 durch das Studio aufgekauften Taurus Media Technik (TMT) in München. Der filmtechnische Betrieb gehörte ehemals zur Kirch-Gruppe. Studio Babelsberg sei auch nach dem Joint Venture weiter Eigentümer der Postproduktions-Gebäude auf dem Gelände in Babelsberg, sagte Woebcken. Auch die Tochterfirma Studio Babelsberg Postproduction GmbH werde mit ihren Mitarbeitern beim Studio bleiben. Dies schreiben auch die Förderrichtlinien vor, die allerdings Ende 2006 auslaufen. Im Management des Joint Ventures sollen beide Unternehmen vertreten sein.

Die Elektrofilm Gruppe, die neben vier deutschen auch eine Niederlassung in Hollywood hat, will bei ihrem Einstieg in Babelsberg massiv investieren. Sein Ziel sei es, die Postproduktion mit digitaler Filmtechnik auszustatten, sagte der US-amerikanische Elektrofilm-Chef Robert T. Walston. „Da ist es ein Leichtes, zehn Millionen Euro allein ins Kopierwerk zu investieren“, so Walston. Er gehe davon aus, dass sich die Zahl der Mitarbeiter von jetzt rund 30 nach der technischen Aufrüstung deutlich steigern werde. Um die Postproduktion auf „internationalen, wettbewerbsfähigen Standard“ zu bringen, will Elektrofilm Fördergelder beantragen. Erste Gespräche darüber seien geführt worden, so Deutschland-Chefin Helen Chou. Die Unterstützung ist laut Walston notwendig, da unter anderem in die Sanierung der Gebäude investiert werden müsse. Das Geld dafür lasse sich kaum wieder hereinholen, „aber Babelsberg muss ein Ort werden, an dem die Leute unbedingt arbeiten wollen“. Dazu seien viele Voraussetzungen gegeben, Investitionen in die Grundstruktur jedoch notwendig. Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) bestätigte auf Anfrage, dass Gespräche über eine Förderung geführt werden.

Die Zusammenarbeit von Studio Babelsberg und Elektrofilm habe sich angeboten, weil damit beide Unternehmen ihre Leistungen im Bereich der Postproduktion komplettieren könnten, erklärte die Deutschland-Chefin von Elektrofilm, Helen Chou. Von der Filmentwicklung, Bildbearbeitung und Ton-Postproduktion bis zur Kinomischung, Synchronisation und der Erarbeitung von Visual Effects (Computeranimationen) reiche nun das Angebot an die Filmproduzenten. Ein „One-Stop-Shop“ in der Postproduktion werde für die Filmemacher bei immer kürzeren Produktionszeiten zunehmend wichtiger, betonte Studio-Chef Woebcken. Die Kooperation begreife man dabei als global – durch die Digitalisierung könne überall auf der Welt gearbeitet werden. Beide Firmen hoffen, künftig mehr Aufträge von ausländischen Produzenten zu bekommen. Bei Elektrofilm machten bisher deutsche Film- und TV-Produktionen 80 Prozent des Geschäfts aus. Auch für Babelsberg seien diese sehr wichtig, so Finanzvorstand Marius Schwarz. Das solle auch so bleiben, selbst wenn man sich eine Steigerung bei ausländischen Aufträgen erhoffe.

Zur neuen Struktur der Postproduktion gehört auch der lang diskutierte Umzug des renommierten Filmorchersters Babelsberg aus Berlin auf das Studiogelände. Das Orchester solle das Tonstudio A mieten und dort Filmmusiken einspielen können, sagte Studio-Chef Woebcken. Der Umbau müsse durch das Orchester finanziert werden, er sei aber nicht sehr aufwändig. Derzeit hat das Filmorchester seinen Sitz im ehemaligen DDR-Rundfunkhaus an der Nalepastraße. Das Gebäude wurde jedoch jüngst verkauft.

Noch in diesem Monat will Studio Babelsberg zudem eine neue Tochterfirma in Prag gründen. Sie soll mit der weiteren neuen Firma des Studios, der „Talent Pool Production Services GmbH“, dafür sorgen, dass deutsche und tschechische Filmcrews gemeinsam bei großen Produktionen arbeiten können. In diesem Rahmen führe Studio Babelsberg auch Kooperationsgespräche mit dem Prager Studio Barrandov, sagte Woebcken. Barrandov gilt als einer der größten Konkurrenten für die Potsdamer Filmdienstleister in Osteuropa.

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