Welcome Diner Potsdam: Elend wird vergessen, gibt’s nur was zu essen
Das Welcome Dinner Potsdam und der Treffpunkt Freizeit organisieren gemeinsames Sommerfest.
Stand:
Gedeckte Tische sind Brücken zwischen Menschen – das ist der Leitgedanke der Initiatorinnen Sabine Lang und Antje Bachmann, die das Welcome Dinner Potsdam ins Leben gerufen haben. Neupotsdamer werden von Alteingesessenen zum Essen in ihre Häuser eingeladen und verbringen einen Abend zusammen mit ihnen. Meist sind es syrische Flüchtlinge, die von deutschen Familien bekocht werden.
Beim diesjährigen Sommerfest im Treffpunkt Freizeit ist es umgekehrt. Die ehemaligen Gäste des Welcome Dinners haben nun für alle Besucher des Festes gekocht. „Und das, obwohl Ramadan ist,“ sagt Antje Bachmann. Das Buffet ist im Schatten eines großen Baumes im Hintergarten aufgebaut. Omar Break und seine Frau Abeer aus Syrien haben fünf verschiedene Speisen zubereitet, alle tragen komplizierte Namen, sehen aber sehr schmackhaft aus. Es gibt einen Linsensalat, Auberginenpaste und in Sesamöl geschmorte Kartoffeln.
Vor einem Jahr ist Omar mit seiner Familie aus Syrien geflohen, wo er Journalist eines Online-Magazins war. Über einen Freund lernte er Lang und Bachmann kennen und nahm an einem Welcome-Dinner teil. Er erinnert sich nur noch, dass es Suppe mit Möhren gab. Ein Freund steht neben ihm und hilft bei der Übersetzung. Omars Englisch, ebenso sein Deutsch, ist noch etwas brüchig. Doch er macht sich verständlich. Es gefalle ihm gut in Deutschland. Die Menschen seien sehr nett und würden ihn gut behandeln. Sein Freund Gheiba Amir, ebenfalls aus Syrien, stimmt ihm zu.
Insgesamt hat das Welcome-Dinner Potsdam 53 Treffen mit Menschen aus elf verschiedenen Ländern organisiert. Alle Interessierten können sich über die Internetseite welcomedinner-potsdam.de als Gast oder Gastgeber anmelden und werden dann zugeteilt. In letzter Zeit habe das Interesse eher abgenommen, so Sabine Lang. „Wahrscheinlich liegt es daran, dass in den Medien weniger über Flüchtlinge berichtet wird.“ Auf Facebook, in Sprachkursen und in Flüchtlingsheimen werben Lang und Bachmann für ihr Projekt. Auf die Frage, ob es jemals zu negativen Vorfällen zwischen Gast und Gastgeber gekommen ist, kann Lang erleichtert verneinen. Einmal habe ein Gast die Klingel nicht gefunden und dachte, er wäre im falschen Haus.
Neben dem Buffet des Welcome Dinners ist noch eine Bühne aufgebaut, auf der Kinder und Jugendliche zeigen, was sie mit Tanz und Gesang drauf haben. Außerdem ist der hintere Teil des Gartens mit einem kleinen Flohmarkt gefüllt. Ein weiterer Stand nennt sich „Stele of Hope“. Dort steht die Künstlerin Steffi Ribbe, die von Welcome Dinner zum Sommerfest eingeladen wurde. Kinder können bei ihr Holzplatten gestalten und an einem Pfahl befestigen, dem Pfahl der Hoffnung. Er soll ein Gegensatz zu den Pfählen sein, die Grenzen markieren, denn „Hier werden alle Grenzen aufgebrochen,“ sagt Ribbe. Sie arbeitet seit gut einem Jahr mit Flüchtlingen im Begegnungsraum im Staudenhof und leitet dort künstlerische Workshops an.
Sabine Lang und Antje Bachmann, die ehrenamtlich für das Welcome Dinner arbeiten, wurden von einer schwedischen Sprachlehrerin inspiriert, die ein ähnliches Projekt in Stockholm startete. Nicht nur für sie ist das Sommerfest ein Erfolg: die Stimmung ist gelassen, alle drängen sich um das selbstgekochte Essen und freuen sich über die Mühe, die sich die Köche gegeben haben.Emilie Brummel
Emilie Brummel
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: