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Von Viktoria Schiller: Elfen und Kobolde im Potsdamer Hauptbahnhof

Die Landeshauptstadt steht in der nächsten Woche ganz im Zeichen der Kürbisse und Dämonen. Halloween naht.

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Zwischen zum Zug eilenden Pendlern steht ein merkwürdiges Männlein – kaum größer als einen Meter, mit spitzen Ohren und Filzkäppchen. Hinter ihm endet die hektische Welt der Erwachsenen – wer weitergeht, betritt das Märchenland der Elfen und Hexen.

Halloween – das Fest der leuchtenden Kürbisse – naht. Am 31. Oktober werden wie in jedem Jahr kleine Geister und Vampire durch dunkle Straßen ziehen, beim Nachbarn klingeln und Süßes fordern, oder aber Saures verteilen. In den Potsdamer Bahnhofspassagen gibt es bereits jetzt einen Vorgeschmack auf den bevorstehenden Spuk: Auf einer Bastelstraße können die Kleinen ihren eigenen Umhang entwerfen, Zauberstäbe binden und Kürbisse gestalten.

Die sechsjährige Michelle aus Potsdam zieht den letzten Knoten fest und strahlt übers ganze Gesicht. Endlich hat sie einen passenden Flugbesen für ihr Hexenkostüm. Doch bevor sie ihn stolz nach Hause trägt, gibt ihr eine Expertin noch einen guten Rat mit auf den Weg: „Vorsicht! Wenn die Borsten zu eng stehen, fliegt der Besen zu schnell.“

Die Expertin heißt Babette Weißbach und ist Leiterin der Bastelstraße im Hauptbahnhof. Sie kennt sich aus, denn seit 17 Jahren erklärt sie kleinen Hexen und Zauberern das Besenbinden. Mit jedem Jahr gibt es mehr Zauberlehrlinge. Allein für die Vormittage haben sich bei der Bastelstraße 500 Kinder angemeldet. Und Babette Weißbach weiß auch, wie dieser Trend zu erklären ist: „Harry Potter hat dem Thema Magie starken Auftrieb gebracht. Die Kinder möchten zaubern wie er.“ Warum? „Sie wollen sich mit nur einem einzigen Fingerschnipps all ihre Wünsche erfüllen.“

Ein großer Wunsch des sechsjährigen Leon aus Potsdam ist soeben in Erfüllung gegangen. Mit seiner Zwillingsschwester Josie hat er Zauberumhänge entworfen. Türkisfarbene Sterne haben sie auf den glatten schwarzen Stoff geklebt. Und den passenden Hut – eine Hogwarts-Schulmütze, wie der große Zauberer Harry Potter sie trägt – gab es gleich dazu. Bis zum Halloweenfest will der kleine Leon gar nicht mehr warten: „Das zieh ich morgen gleich zum Spielen an.“

Am Bastelstand nebenan schneidet die zehnjährige Samira kleine Papierfledermäuse aus. Auch sie ist vom Halloweentrubel begeistert. Im vergangenen Jahr sei sie zu später Stunde mit zwölf Freundinnen durch die Teltower Straßen gezogen, verrät sie. „Halloween ist toll. Man kann Leute erschrecken, Süßigkeiten einsammeln und viel länger aufbleiben.“

Zurück am Besenstand stellt die achtjährige Marie ihr erstes eigenes Fluggerät fertig. Aus echten Weidenstielen gefertigt eignet es sich allerdings nicht nur zum Fliegen, wie Babette Weißbach der kleinen Marie erklärt: „Halte deinen Besen feucht und pflanze ihn noch in den nächsten Tagen ein. Schon bald wird eine kleine Weide in deinem Garten wachsen.“ Dahinter stecke der „Salix-Zauber“ - „Salix“, das ist das lateinische Wort für Weide.

Noch bis zum nächsten Donnerstag stehen die Bahnhofspassagen ganz im Zeichen des schaurigen Kinderfestes. Eulenkaufhaus, Kürbisgespenster und sogar eine Wahrsagerin erwarten die großen und kleinen Besucher. Die Vormittagsaktionen sind allerdings reserviert für angemeldete Kita- und Hortgruppen.

Und noch mehr Halloween-Spektakel bietet die Landeshauptstadt: Am Donnerstag, dem 30. Oktober, wird eine Geister-Straßenbahn des ViP-Verkehrsbetrieb zwischen dem Hauptbahnhof und der Biosphäre im Buga-Park stündlich hin und her pendeln. Wer in die Geheimnisse der Herstellung blutigen Gruselschleims eingeweiht werden möchte, sollte vom 27. Oktober bis zum 2. November das Exploratorium Potsdam besuchen. Und auch der Filmpark Babelsberg begeht am 31. Oktober das traditionelle Kürbisfest: Vampirtänze, Gruseltaufen und allerlei dämonische Gestalten werden erwartet. Viktoria Schiller

Viktoria Schiller

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