Landeshauptstadt: Eltern fordern „politische Lösung“
Domstraße: Alte Turnhalle soll zunächst bleiben / Klage gegen Neubau?
Stand:
Babelsberg – Zum Kummerkasten für Elternvertreter der staatlichen Grundschule am Griebnitzsee und der katholischen Marienschule in der Domstraße wurde am Sonntag der „Rathausreport“ der Linken im Thalia-Kino. Beide Gruppen fordern eine schnelle „politische Lösung“ ihres Problems: Die von beiden Schulen genutzte alte Turnhalle soll im Januar abgerissen werden, ohne dass zeitnah eine neue gebaut wird. Der Sportunterricht steht für viele Monate auf dem Spiel. Ursache ist unter anderem ein geplanter Anbau an die Marienschule. Dieser würde die Feuerwehrzufahrt zur alten Turnhalle blockieren.
Zwar hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) per Stadtverordnetenbeschluss den Auftrag, die Leerzeit für den Sportunterricht auf maximal acht Wochen zu begrenzen, doch wie das zu machen ist, scheint ungeklärt. Verärgerung gibt es in der Elternschaft der Marienschule insbesondere gegen den Kommunalen Immobilien Service (KIS). Von „Druck auf die Elternschaft“ und „Belügen und Betrügen“ war die Rede. Erst sollte die Marienschule für ein Jahr an den Schlaatz ziehen. Als dann zur Überbrückung der Bauzeit ein Container ins Gespräch kam, habe der KIS unrealistische Kosten von 2,2 Millionen Euro genannt. Nachprüfungen ergaben: Ein Container lasse sich laut Angeboten für einen Preis zwischen 480 000 und 1,1 Millionen Euro hinstellen. Den Abriss der Turnhalle habe KIS-Werkleiter Bernd Richter als „alternativlos“ bezeichnet, was ebenfalls nicht stimme. „Wir hoffen auf eine vernünftige Lösung“, so der Elternvertreter. Doch fehle „der zuständigen Beigeordneten Iris Jana Magdowski der Wille, mit dem Erzbistum zu einer Lösung zu kommen“. Das Erzbistum Berlin-Brandenburg ist Eigentümer und Bauherr der Marienschule samt Turnhalle. Wie berichtet hat der KIS mit dem Bistum für 30 Jahre einen Mietzins von monatlich rund 9000 Euro für die Nutzung der neu zu bauenden Turnhalle vereinbart.
Ihr Bau verzögert sich jedoch erheblich. Ursache sind unter anderem Planungsprobleme. Ursprünglich sollte das Bauwerk sechs Meter unter der Erde und sechs Meter darüber errichtet werden. Wegen des unsicheren Baugrundes musste der Plan fallen gelassen werden. Jetzt ist zum Schrecken der Nachbarn ein zwölf Meter hoher Neubau vorgesehen. Mindestens ein Nachbar hat dem Vernehmen nach bereits ein gerichtliches Vorgehen dagegen angekündigt.
Frühestens im August 2012 könnten, wenn es reibungslos läuft, beide Schulen die neue Sporthalle nutzen. Und in der Zwischenzeit? Baubeigeordneter Matthias Klipp, der Gast beim „Rathausreport“ war, äußerte dort mit einem Lächeln: „Natürlich kann man es lösen, dass die alte Halle betrieben wird, bis die neue gebaut ist.“ Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg appellierte: „Wenn man Vernunft walten lässt, kann die alte Halle zunächst nicht abgerissen werden.“Günter Schenke
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: