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Warten. In Potsdam und Potsdam-Mittelmark hat die Anmeldung an den Schulen gezeigt, dass das Konzept entscheidend ist. Aus der Schulverwaltung heißt es, Eltern achten auf Inhalte, nicht auf Fassaden.

© Doris Spiekermann-Klaas

Von Jan Brunzlow: Eltern schauen auf Profile

Schönheit ist nicht alles – das gilt für Eltern bei der Wahl einer Schule

Stand:

Mehr als 100 Millionen Euro investiert die Stadt Potsdam in den nächsten vier Jahren in Schulen – doch Eltern scheint allein eine renovierte Fassade nur wenig zu beeindrucken. Inhalte und das Schulprofil zählen, sagte Josefine Ewers von der städtischen Schulverwaltung. Dies zeige das Anwahlverhalten der Eltern aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark an den städtischen Schulen, so die Potsdamer Fachbereichsleiterin. Denn drei der vier beliebtesten Schulen der Landeshauptstadt warten seit Jahren auf eine Modernisierung und entsprechende Kapazitätserweiterungen. Sie erleben dennoch einen ungebrochen Zulauf, wie die neuesten Zahlen des Anmeldeverfahrens für die kommenden siebten Klassen zeigen.

Die Gesamtschulen Lenné im Zentrum Ost und Voltaire in der Innenstadt sowie die Gymnasien Helmholtz und Humboldt haben deutlich mehr Bewerbungen als Kapazitäten. Und auch die Montessori-Oberschule hat es geschafft, die zwei 7. Klassen für das nächste Schuljahr bereits gefüllt zu haben. Für Ewers ein Zeichen, dass sich die konsequente Schärfung des Schulprofils lohnt. Sie leiden allerdings unter den fehlenden Investitionen in die Struktur. Selbst in den nächsten beiden Jahren wird sich an den beiden beliebtesten Gymnasien Potsdams nichts verändern. Beide sind nicht im Investitionsplan der Stadt drin, beide sollen über eine öffentlich-private Partnerschaft modernisiert werden. Wenn es sich rechnet.

Seit zwei Jahren wird geprüft, ob der Campus Kurfürstenstraße wie einst in unzähligen Diskussionen und Workshops vereinbart, tatsächlich realisiert wird. In den nächsten Wochen soll eine Entscheidung fallen, ob und wie die Schulen ausgebaut werden. Die Schulleiter sehen dies als existenziell an, denn moderne Schulen bräuchten moderne Infrastruktur. Jetzt, so sagt Ewers, überzeugten die Schulen mit „tollen Schulleitern, Lehrern und ihrem Profil“.

So auch die Montessori-Oberschule in Potsdam-West, eine Schule mit besonderem Profil. Vor gut zwei Jahren hat sie den 2. Platz beim Deutschen Schulpreis erreicht und besondere pädagogische Ansätze wie verbale Zeugnisse und jahrgangsübergreifenden Unterricht bis Klasse 8. Das gibt es an keiner anderen städtischen Schule. Dabei hat jede der fünf Schulen ihre Besonderheit. Beispiel Voltaire-Gesamtschule: Sie ist die einzige Gesamtschule Brandenburgs mit Leistungs- und Begabungsklasse. Und die einzige Gesamtschule Brandenburgs, an der das Abitur sowohl nach dem 12. als auch dem 13. Jahr abgelegt werden kann. Eine Schule, die die gesamte Palette der Abschlussmöglichkeiten anbietet.

Statistisch gesehen haben die Oberschulen einen ungeahnten Zulauf. Um 55 Prozent sind die Anmeldungen gestiegen, allerdings werden sie noch immer gemieden. Nur 13 Prozent der Schüler wollen an eine Oberschule, 36 an ein Gymnasium, der überwiegende Teil an Gesamtschulen. Ewers sieht das differenzierter. Zwei Gesamtschulen wären in der Gunst ganz vorn, nicht alle Gesamtschulen. Sie hält den eingeschlagenen Weg für richtig. Erst in den letzten Monaten hatten die Stadtverordneten mit dem Schulentwicklungsplan das Ende der Goethe-Gesamtschule eingeläutet und den Weg für ein weiteres Gymnasium frei gemacht. Die sei am Bedarf vorbei, reagierte die Potsdamer Linke gestern auf die Anmeldezahlen. Dies habe allein die Verwaltung wie auch die „bürgerliche Rathauskooperation“ zu verantworten. Die besteht aus der SPD, der CDU/ANW, der FDP und den Bündnisgrünen. Auch das neue Babelsberger Gymnasium werde laut Scharfenberg nicht benötigt. Nur sieben Schüler haben sich mit ihrem ersten Wunsch für die neue Schule angemeldet.

Der Bedarf sei da, sagte Josefine Ewers. Die Schule werde starten und in den nächsten Jahren an Zulauf gewinnen. Am liebsten so wie in Falkensee und Stahnsdorf. Dort sind im vergangenen Jahr Gymnasien eröffnet worden, nur wenige hatten sich angemeldet. In diesem Jahr liegen die Anmeldezahlen höher als die Kapazität. Zumal das Konzept des Babelsberger Gymnasiums mit einem bilingualen Zweig an staatlichen Schulen eher selten zu finden ist.

Warum andere Schulen weniger Anmeldungen haben, dafür hat die Ewers ebenfalls Gründe gefunden. Einige hätten schlechte Standortbedingungen, andere müssten ihr Profil weiter schärfen. Und wieder andere hätten Pech mit dem Schulleiter. Doch alles in allem sieht sie die Potsdamer Schulen auf dem richtigen Weg. Denn die Konkurrenz ist groß: Es gibt drei private Gymnasien, eine Waldorfschule, ab diesem Schuljahr eine private Gesamtschule und künftig wohl auch eine Oberschule der Hoffbauer-Stiftung. Sie investieren ebenfalls Millionen in die Zukunft.

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