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Zuhören, beobachten, fragen. Schüler der 7b des Humboldt-Gymnasiums nehmen an einer Probe des Collegium Musicum teil. „Seit wie vielen Jahren spielen Sie schon im Orchester und wie gefällt Ihnen der Dirigent?“, wollten sie unter anderem wissen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Emil, Dusel, Cäsar

Musikalische Begegnung mit Gruselfaktor: Schüler besuchen Orchesterprobe

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Das Böse kommt langsam, mahnt der Dirigent. In diesem speziellen Fall ist das Böse „Der Weiße Hai“, der sich zu John Williams wunderbarer Musik anschleicht. Die allermeisten Schüler der siebenten Klasse, die an diesem Abend an der Orchesterprobe des Collegium Musicum teilnehmen, haben den Film nie gesehen. Ein bisschen gruseln tun sie sich trotzdem, wenn die Streicher dissonant quietschen und im fast quälend steten Rhythmus die Spannung sich langsam aufbaut.

Für viele Schüler ist das nicht nur die erste Begegnung mit klassischem Musikmaterial, sondern vor allem die erste Gelegenheit, Instrumentalisten hautnah zu erleben. Sie verbringen diese ungewöhnliche Stunde Musikunterricht nicht aus der Zuschauerperspektive, sondern sitzen verteilt im Orchester. „Jeder durfte sich seinen Musiker aussuchen“, sagt Knut Andreas, Orchesterleiter und Musiklehrer am Humboldt-Gymnasium. Die Kombination dieser Tätigkeiten forderte eine Nutzung für den Unterricht gerade zu heraus. Die Schüler, sagt er, seien von Anfang an begeistert gewesen, obwohl dafür ein freier Abend geopfert werden musste. Andreas hofft, mit dieser Begegnung, die kein Einzelfall bleiben muss, Nachwuchs „für aktive Musiker und Zuhörer gleichermaßen“ zu gewinnen.

Ganz praktisch beginnt die Annäherung während der Probe – die Schüler müssen sich zum Probenablauf Notizen machen, „ihren“ Musiker beobachten und Fragen stellen: Wie ist das Orchesterleben so, wie oft muss man zu Hause üben, und was kostet so ein Instrument überhaupt? „Mit einer Geige aus dem Netto-Markt kommt man nicht weit“, erklären die Streicher, sie hätten um die 2000 Euro für ihre Violinen bezahlt.

Friedemann hat als einer der wenigen schon eine Ahnung davon, was es heißt, Orchestermitglied zu sein: Seit sieben Jahren spielt er Horn, nun auch in einem Musikschulensemble. Bei dieser Probe sitzt er selbstverständlich neben Hornist Werner Letz, die beiden fachsimpeln, obwohl schon längst die Pause begonnen hat. Die Musiker, so Andreas, hätten sich von dem Besuch der Schüler gern beflügeln lassen.

Die Siebtklässler indes nehmen auch ihren Lehrer kritisch unter die Lupe. Der sei im Unterricht „ganz okay“, was daran liegen mag, so eine Mutter, dass er viel von den Teenagern fordere. „Hier hat er mal alles rausgelassen“, finden die überraschten Schüler. „Es klingt besser als ich dachte“, heißt es außerdem von Schülerseite, und ja, gern würden sie einmal in ein klassisches Konzert gehen, äußern sie später im Unterricht. Das freut Andreas, erfahrungsgemäß gibt es eine große Hemmschwelle vor allem, was irgendwie nach Klassik „riecht“.

Dass auch erfahrene Musiker viel üben, sich während einer Probe konzentrieren müssen – oder auch mal abschalten, wenn sie nicht dran sind, habe die Kinder beeindruckt. Ebenso, dass es auch durchaus lustig zugeht: „Takt 54, das ist alles Quatsch dahinten“, sagt Andreas, nachdem er die Musik unterbrochen hat, „das geht Emil, Dusel, Cäsar“. Aha.

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