zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Emilie Arlt feierte 100. Geburtstag „Niemand ist eingeladen, alle sind willkommen“

Mit 100 Jahren ist Emilie Arlt eine besondere Frau. Gestern feierte sie den 100.

Stand:

Mit 100 Jahren ist Emilie Arlt eine besondere Frau. Gestern feierte sie den 100. Geburtstag in ihrer eigenen Wohnung. „Niemand ist eingeladen, wer an die Tür klopft, der ist willkommen“, so die 100-Jährige. Witzig, schlagfertig und gut aussehend zeigte sie sich ihren Gästen. Zu den Gratulanten gehörten neben Vertretern der Tagespresse auch das Fernsehsender: Potsdam TV. Elona Müller, Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz gratulierte Emilie Arlt unter anderem mit einem Geburtstagsgruß vom Oberbürgermeister Jann Jakobs, der zur Zeit im Urlaub ist. „Den hätte ich gerne mal kennen gelernt“, sagte die Jubilarin. Mit mehreren Schlückchen Sekt stieß sie mit den Gästen an. Sie bekam aufwendig gebundene Blumensträuße, wurde geherzt und mit etlichen Glückwünschen in ihr neues Lebensjahr begleitet.

Zwei Kinder und zwei Urenkel gehören genauso zu ihrem Leben wie ihre beiden Schwestern, Natalja Wagner und Olga Schulz . Beide leben in Potsdam und haben mit ihren 98 beziehungsweise 104 Jahren ein beachtlich hohes Alter erreicht. Ihren einzigen Schwiegersohn hat sie fast nicht erkannt, weil er so selten bei ihr vorbeischaue, obwohl er in der Nähe arbeitet. Unter vielen Zeugen versprach der Schwiegersohn, sich in Zukunft öfter bei seiner Schwiegermutter zu melden.

Nach Potsdam kam die betagte Frau bereits in den ersten Kriegsjahren. Mit dem Überfall auf ihr Heimatland Polen am 1. September 1939 flüchtete Emilie Arlt mit ihrer Familie aus Lodz nach Oberschlesien. Aus politischen Gründen sei ihr Vater aus dem Land vertrieben worden. „In Potsdam lebte damals eine Tante von mir. Als sie uns eine Wohnung besorgt hatte, zogen wir mit der Familie hierher“, gab sie wider. Emilie Arlt war Textilarbeiterin, Hausfrau und Platzeinweiserin im Potsdamer Kabarett Obelisk und im Charlott Potsdam Kino. „Sie schaut sich heute noch sehr gern alte Filme im Fernsehen an und ist dann immer hin und weg“, so der Sohn Eugen Krad, der sie liebevoll umsorgt. „Ich möchte nicht so alt werden“, meint der Sohn. Wenn man Emilie Arlt fragt, was sie gerne mag, so antwortet sie: „Ich sitze gerne mit Menschen zusammen und höre ihnen zu.“ Mit der Unterstützung und Hilfe des Pflegedienstes schaut sie sich Bilder und Fotos an oder singt mit ihnen zusammen. Ein Seniorenheim kommt für die Hundertjährige aber nicht in Frage.

Emilie Arlt lebte ein „durchschnittliches“ Leben. Man dürfe alles essen, sagt sie, „...aber in Maßen“. Bewegung an der frischen Luft sei auch wichtig. So habe sie einige Jahre einen Kleingarten in der Kolonie am Fliederweg bewirtschaftet, der heute noch in familiären Händen sei.

Emilie Arlt war zweimal verheiratet. Ihr Mann aus erster Ehe, Albert Krad, verstarb 1948 an einer schweren Kriegsverletzung. Mit ihm hat sie zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Nach dem Tod ihres zweiten Mannes übernahm Emilie Arlt vor etwa 30 Jahren die Einraumwohnung im Bisamkiez neu: „Ich habe 1978 den ersten Schritt in diese Wohnung gesetzt und ich werde freiwillig keinen in eine andere Wohnung setzen.“ Sie ist glücklich und hegt den einzigen Wunsch: „Friedlich sterben. dk

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })