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Landeshauptstadt: Emmerich-Kulisse zieht wohl bald nach Hessen um

Höchstbietender aus der Umgebung von Bad Wildungen will Theater am 1. Oktober in Betrieb nehmen / Münsteraner hatte Interesse

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Babelsberg - Das Babelsberger Shakespeare-Theater, das als Kulisse für den neuen Film von Hollywood-Regisseur Roland Emmerich gebaut worden war, zieht sehr wahrscheinlich nach Hessen um. Der Höchstbietende der Internetauktion habe sich mittlerweile per E-Mail gemeldet, sagte am Dienstag der bisherige Besitzer der Kulisse, der Künstlerische Leiter der Berliner Shakespeare Company Christian Leonard.

Der Käufer aus dem Umfeld der nordhessischen Kleinstadt Bad Wildungen hatte den 14 Meter hohen Theaterbau, in dem während des Filmdrehs 750 Komparsen Platz hatten, am Sonntagabend für 11,50 Euro bei Ebay ersteigert. Unbekannt ist aber weiterhin, ob er weiß, dass er auch den Abbau der Kulisse, der rund 50 000 Euro kostet, bezahlen muss. Der Mann habe ihm schriftlich mitgeteilt, er wolle das Theater am 1. Oktober in Betrieb nehmen und die Halle, in die er es aufbauen wolle, sei bald fertig. Außerdem habe der Käufer nachgefragt, wie viele Lkw er nach Babelsberg schicken müsse, sagt Leonard. Trotzdem sei er nicht sicher, ob dem Käufer „bis in die letzte Konsequenz klar ist“, dass er Abbau und Transport bezahlen müsse.

Das Internetauktionshaus Ebay bezeichnete das Angebot von Leonard, das neben der regulären Versteigerung mit dem Mindestgebot von einem Euro quasi „Nebenkosten“ von 50 000 Euro beinhaltete, auf Nachfrage als zulässig. Allerdings könne Ebay nicht beurteilen, so eine Sprecherin, ob die Bedingung, die Kulisse abzubauen, dem Käufer möglicherweise ein Widerrufsrecht verschaffe. Dies müssten Verkäufer und Käufer miteinander klären.

Leonard und die Shakespeare Company hatten die Kulisse, die dem historischen elisabethanischen „Globe Theatre“ nachempfunden ist, in dem William Shakespeare im London des 16. Jahrhunderts seine Stücke aufführen ließ, von Hollywood-Regisseur Emmerich („Independence Day“) geschenkt bekommen. Das Theaterensemble konnte jedoch den langgehegten Wunsch, das Theater in Berlin aufzubauen, nicht bezahlen. Der Umbau zum Veranstaltungsort würde nach Angaben von Leonard 365 000 Euro kosten. Nun muss die Kulisse bis Ende Juli abgebaut sein – sie steht auf einem Grundstück von Studio Babelsberg, das für den Dreh des neuen Filmprojekts „Wolkenatlas“ benötigt wird. Leonard nannte es daher eine „Verzweiflungstat“, das Theater bei Ebay zu versteigern.

Interesse am „Globe“ gab es auch in Münster. Der Projektentwickler Karl-Josef Pannes hatte von der Versteigerung in der Zeitung gelesen und wollte die Kulisse retten – allerdings nicht auf eigene Kosten. Er habe versucht, die Stadt Münster für den Betrieb der Kulisse als Theater zu gewinnen, sagte Pannes gestern den PNN. Als Standort hätte er sich den Binnenhafen von Münster vorgestellt, ein Grundstück das den Stadtwerken gehört. Wenn diese das Grundstück zur Verfügung gestellt und die Betriebskosten gesponsert hätten, wäre das Projekt zu stemmen gewesen. Allerdings sei die Zeit zu knapp gewesen, um alles zu organisieren. Um das „Globe“ doch noch nach Münster zu holen, sei „ein Wunder“ nötig, sagte Pannes. Schwierigkeiten beim Betrieb würde es nicht geben, meinte er. Münster habe nicht nur viele Theater, es sei schließlich auch „die lebenswerteste Stadt der Welt“. pee/SCH

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