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Landeshauptstadt: Endlich Bahnhof Griebnitzsee!

S-Bahn-Museum zeigt Ausstellung zum 60. Jahrestag der Namensgebung

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„Endlich Bahnhof Griebnitzsee“, titelte eine Potsdamer Zeitung, als die Station im April 1949 diesen Namen erhielt. „Endlich“ bezog sich darauf, dass der bis dahin gültige Name „Babelsberg Ufa- Stadt“ von den Nationalsozialisten stammte. Sie wollten seinerzeit Babelsberg zu einer riesigen Filmstadt ausbauen.

Am Osterwochenende wurde im S-Bahn-Museum eine Ausstellung „60 Jahre Bahnhof Griebnitzsee“ eröffnet. Der Titel bezieht sich also auf die Namensgebung, nicht auf das Alter der Station. Sie wurde als Bahnhof Neubabelsberg bereits 1874 eröffnet. Diese erste Bezeichnung bezog sich auf die gleichnamige Villenkolonie, deren Bewohner einen Bahnanschluss forderten. Den bekamen sie erst, nachdem ihre Terraingesellschaft 150 000 Mark beisteuerte. Daraufhin ließ sich die Eisenbahngesellschaft ihrerseits nicht lumpen und stellte als Stationsgebäude das Deutsche Haus auf, einen architektonisch anspruchsvollen mehrstöckigen Pavillon, der auf der Weltausstellung in Wien der Präsentation des deutschen Beitrags gedient hatte.

An der Nahtstelle der schon 1838 zwischen Zehlendorf und Potsdam als erster preußischer Eisenbahn angelegten Stammbahn und der von Wannsee herangeführten Strecke gewann der Bahnhof durchaus eine gewisse Bedeutung. Mit der Elektrifizierung der S-Bahn erhielt er 1928 ein Unterwerk zur Enegieversorgung der Stromschienen - eben jenes Gebäude, in dem heute das Museum untergebracht ist. Dann folgte dann ein neues Empfangsgebäude. 1931 wurde der linke Gebäudeteil mit dem Fahrkartenschalter und der Stehbierhalle von Willi Heubner eröffnet, Kostenpunkt 95 000 Mark. 1932 dann der rechte mit der Mitropa-Gaststätte eingeweiht. Beide Lokalitäten gibt es heute noch.

Schwere Zeiten kamen in der Zeit des Kalten Krieges und besonders nach der Errichtung der Berliner Mauer im Jahr 1961 auf den Bahnhof zu. Durften zunächst noch Fahrgäste zu- und aussteigen, hielten die Interzonenzüge dann nur zur Kontrolle durch die DDR-Grenzbehörden. Die GÜST (Grenzübergangsstelle) verwandelte sich in ein von der Stasi überwachtes Gelände mit Wachtürmen, Hundelaufanlage, Signal- und Sperrzäunen. Ein besonders perfider Einfall waren sogenannte Blindweichen. Über sie konnten Züge, wenn ihre Lokführer einen Fluchtversuch gewagt hätten, ins freie Feld gelenkt werden.

Seit der Wende pulsiert auf dem Bahnhof Griebnitzsee wieder das Leben. Dazu tragen die Studenten der nahegelegenen Juristischen Fakultät der Universität Potsdam wesentlich bei. Für die Renovierung des Gebäudes haben sich der Deutsche Bahnkundenverband und der Berliner Fahrgastverband IGEB stark gemacht. Sie sind auch die Träger des S-Bahn-Museums, das von einer zehnköpfgen Crew um Frank Böhnke ehrenamtlich betrieben wird und deshalb nur jedes zweite Wochenende im Monat jeweils von 10 - 17 Uhr öffnen kann. Die Ausstellung zum Bahnhof Griebnitzsee, die vom Potsdam-Museum und seinem Förderverein unterstützt wurde, ist unter diesenUmständen eine starke Leistung. Im Herbst soll die nächste folgen: Bahnreisen vor und in der Zeit des Mauerfalls aus der Sicht des Fahrgastes. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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